Die Hanse – ein erstes europäisches Netzwerk
Ein kurzer Blick in die Geschichte: Die Hanse wurde Mitte des 13. Jahrhunderts von Kaufleuten gegründet – und die hatten dafür gute Gründe. Denn zum Beginn der Neuzeit expandierte man in alle Himmelsrichtungen. Den Händlern ging es zunächst einmal um die Sicherheit ihrer Waren auf dem Meer und auch auf den Flüssen. Denn Piraten trieben ihr Unwesen. Schutz bedeutete mehr Gewinn und weiteren Fortschritt. Da die Kaufleute in ihren Kommunen bereits einflussreich wurden, entwickelte sich die Hanse zu einer Organisation der Städte – und das über Ländergrenzen und Machtsphären hinweg. Speziell an Nord- und Ostsee war man aktiv, aber man verband sich über die Wasserstraßen auch mit den Partnern im Landesinneren. Insgesamt schlossen sich 194 größere und kleinere Gemeinden aus 16 Ländern dem rund 400 Jahre lang erfolgreich operierenden Bund an. Neben den Städten an der Küste waren das unter anderem auch Hameln, Duisburg, Hannover, Köln, Meppen, Magdeburg, Frankfurt/Oder, Halle oder Münster. Das Wort „Hanse“ ist übrigens eine Ableitung aus Germanischen. Im Mittelalter bedeutete es „Schar“. Das passte, weil man sich zum Wohl des Handels verband und eben nicht mehr allein für die Sicherheit verantwortlich war.
Station 1: Greifswald
Erste Geschichten über die Ostseestadt Greifswald sind aus dem 11. Jahrhundert überliefert. Angeblich stammt der Name der Stadt vom Vogel Greif, der im Elisenhain gelebt haben soll. Weitergetragen wurden diese Erzählungen und Mythen von jenen Mönchen, die im Stadtteil Eldena das Kloster Hilda gründeten. Hier, an der Mündung des Flusses Ryck, lohnte sich die Ansiedlung, denn Salz und eine sehr fruchtbare Landschaft sorgten rasch für Wohlstand. Die Gemeinde am „Greifswalder Bodden“ wuchs stetig und erhielt 1250 das Stadtrecht. Greifswald, wo unter anderem der Maler Caspar David Friedrich und der Schriftsteller Hans Fallada geboren wurden, stand nach dem Dreißigjährigen Krieg unter schwedischer Herrschaft, aber als Teil der Hanse konnte man sich weiterentwickeln. Wer sich heute der Historie nähern und Greifswalds malerische Seiten kennenlernen will, sollte unbedingt die alten Ortsteile, also Eldena und das ehemalige Fischerdorf Wieck besuchen. Rund um den Marktplatz zeigt sich noch die Pracht der Hansestadt.
Greifswald-Fakten – Einwohner: 59.300; sehenswert u.a. Museumshafen, Marktplatz, Dom Sankt Nikolai; den nächsten Rameder Montagepoint findet man bei Rostock, im 109 Kilometer entfernten Lambrechtshagen.
Station 2: Rostock
Fast zeitgleich mit Greifwald wurde Rostock die Stadtwürde verliehen. Man kann es sich heute nur schwer vorstellen, dass die Stadt ihren Aufstieg und Reichtum zunächst der Kunst des Bierbrauens und den gesalzenen Fischen verdankte. Diese Exportschlager wurden tatsächlich tonnenweise ins Landesinnere und über die Ostsee zu anderen Häfen verschifft. Zeitweise fuhren rund 370 Schiffe unter dem Banner Rostocks. Von dieser Tradition erzählen auch die Werke von Walter Kempowski, speziell „Tadellöser & Wolf“. Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt wurde nicht nur von einem Bauboom begleitet, sondern auch von verstärkten Anstrengungen im Bereich Bildung: 1419 gründete der Rostocker Rat die Universität – und die war die erste in ganz Norddeutschland. Heute besucht man den alten Hafen und das vorgelagerte, an der Mündung der Warnow gelegene Warnemünde. Diesen Ort kauften die Ratsherren, weil er strategisch von Bedeutung war – und weil man es sich leisten konnte. Denn Rostock war eine der reichsten Hansestädte überhaupt.
Rostock-Fakten – Einwohner: 209.000; sehenswert u.a. Warnemünde, Rostocker Heide, Altstadt mit Kröpeliner Tor, Mönchentor und Kuhtor; den nächsten Rameder Montagepoint findet man im 6,5 Kilometer entfernten Lambrechtshagen.
3. Station: Lübeck
Lange galt Lübeck nicht nur als „Tor zur Ostsee, nach Skandinavien und ins Baltikum“, sondern auch als Königin unter den Hansestädten. Vom Ende dieser Ära erzählt Thomas Manns epochaler Roman „Die Buddenbrooks“. Denn natürlich waren – und sind – die Lübecker stolz auf ihre Geschichte, zu der auch der leckere Marzipan gehört. Das berühmteste Wahrzeichen der Stadt ist das Holstentor, denn es zierte die Rückseite des 50-DM-Scheins der alten Bundesrepublik. Lübeck war schon immer einzigartig: Bereits im Jahr 1226 wurde es von Kaiser Friedrich II zur „reichsunmittelbaren Stadt“ erklärt und blieb es bis 1937. Nach dem zweiten Weltkrieg hat man es geschafft, die berühmten sieben Türme und viele der alten Bürgerhäuser mit ihren schmucken Innenhöfen wiederherzustellen. Das geschlossene Stadtbild wurde 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt – sehenswert ist also Lübeck allemal: Die Altstadtinsel, umströmt von Trave, Wakenitz und Elbe-Lübeck-Kanal, zeigt heute die Weltoffenheit der alten Handelsmetropole.
Lübeck-Fakten – Einwohner: 218.000; sehenswert u.a. die Altstadtinsel, Europas größter Fährhafen Lübeck-Travemünde, die fünf großen Stadtkirchen; den nächsten Rameder Montagepoint findet man im 60 Kilometer entfernten Norderstedt.
4. Station: Hamburg
Das Tor zur Welt, Deutschlands zweitgrößte Stadt und eine Metropole, die man nicht in kurzer Zeit erfassen kann – das ist Hamburg. Auch zur Zeit der Hanse war der Ort schon vielfältig und wichtig: Hamburg gehörte innerhalb des Verbunds zu den bedeutendsten Lager- und Umschlageplätzen für Güter aller Art. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte des Hafens mit Getreide aus dem Umland und mit Bier. Deshalb bezeichnete man Hamburg früher als „Brauhaus der Hanse“. Tatsächlich war das „Hamburger Weißbier“ sehr erfolgreich, weil es als besonders mild und bekömmlich galt. Die reiche Stadt gründete Niederlassungen in Brügge, Amsterdam, in Skandinavien und im deutschen Hinterland. Die Entdeckung Amerikas führte zu einer weiteren Verlagerung des Handels in Richtung Westen, denn man stand ohnehin in aktiver Verbindung mit London und den Hafenstädten in England und Schottland. Heute (Stand 2020) werden am drittgrößten Hafen Europas jährlich allein 8,5 Millionen „Standard-Container“ verschifft.
Hamburg-Fakten – Einwohner: 1.850.000; sehenswert u.a. die Speicherstadt, Binnenalster, Schanzenviertel, Hafen, Elbphilharmonie; den nächsten Rameder Montagepoint findet man im 20 Kilometer entfernten Norderstedt.
5. Station: Bremen
Bremen ist steinalt: Bereits im späten achten Jahrhundert wird es zum Bischofssitz, im Jahr 1035 bekommt der Ort das Marktrecht verliehen und darf Handel treiben. Heute weist der berühmte Freimarkt bis in jene Frühzeit zurück. Das legendäre „Bremer Recht“ gibt es übrigens wirklich: Die „Statuten“ wurde im Jahr 1303 zu Pergament gebracht. Nach einer schlimmen Pest im Jahr 1350 schloss man sich der Hanse an. Die Bremer Kaufleute betreiben danach verstärkt regen Handel mit Flandern, England und Skandinavien – und gewinnen zunehmend wirtschaftlichen und politischen Einfluss. Sichtbares Zeichen der Freiheit und des Wohlstands war und ist das Rathaus, der Roland. Nach dem der hölzerne Bau im frühen 15. Jahrhundert verbrannte, errichtete man das berühmte gotische Gebäude. Konkurrenzfähig blieb Bremen, weil man 1827 dem Königreich Hannover ein Gebiet am Nordufer der Geestemündung abkaufte und dort einen Seehafen errichtete – Bremerhaven. 1857 wurde der Norddeutsche Lloyd gegründet, kurz darauf mit der 1983 geschlossenen AG Weser die größte der vielen Werften der Stadt. Der Industriestandort Bremen florierte auch in der jungen Bundesrepublik, etwa durch den Schiffbau und den Autokonzern des Tycoons Carl Friedrich Wilhelm Borgward. Wer in Bremen ist, sollte natürlich den Roland, die Stadtmusikanten, das alte Schnoor-Viertel oder die „maritime Meile“ in Vegesack besuchen. In der Altstadt wandelt man auf den Spuren der Hanse. Bremen verdankt seinen Reichtum auch der Verbindung mit Lübeck oder Greifswald.
Bremen-Fakten – Einwohner (Bremen und Bremerhaven): 680.000; sehenswert u.a. das Schnoor-Viertel, der Roland, die Wasserpromenade Schlachte;; den nächsten Rameder Montagepoint findet man im 50 Kilometer (Bremen) beziehungsweise 70 Kilometer (Bremerhaven) entfernten Oldenburg.
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