Autojubiläen erzählen auch Designgeschichten: 100 Jahre Citroën
Unter den 2019er Autojubiläen ragt der runde Geburtstag der französischen Marke Citroën heraus. Denn der seit 1975 zum PSA-Konzern gehörende Hersteller stand von Anfang seiner Automobilproduktion an für technische Innovation und besondere Designs. Gegründet wurde das Unternehmen schon einige Jahre vorher von André Citroën, der sich eine Form der Schrägverzahnung patentieren ließ. Wer will, kann diese Verzahnung noch im Firmenlogo erkennen. Im Ersten Weltkrieg produzierte man Schrapnellen, plante aber schon den Beginn der Kraftfahrzeugproduktion. Los ging es dann mit dem Typ A 10hp, der zu den ersten Autos in Europa gehörte, das am Fließband hergestellt wurde. Der Typ A verfügte schon über einen elektrischen Anlasser und hatte ein Reserverad an Bord – was damals nicht zum Standard gehörte. Es folgten Meilensteine wie der „Petite Rosalie“ genannte 8CV oder der mit moderner, selbsttragender Karosserie gebaute Traction Avant. Wegen seiner guten Straßenlage soll der Traction Avant bei Verbrechern auch als Fluchtfahrzeug beliebt gewesen sein. Seinen Namen „Gangsterlimousine“ bekam er auf jeden Fall durch dieses Image.
Die „Ente“ – oder 2CV – war ein kompromisslos einfacher und eigenwilliger Welterfolg, Citroëns DS gilt seit seiner Vorstellung im Jahr 1955 als eines der schönsten Autos überhaupt und ist eine absolute Stilikone. Den Erfolg von DS, 2CV und Co. bekam André Citroën aber nicht mehr mit, denn er starb bereits 1935. Da gehörte sein Unternehmen allerdings schon dem Reifenhersteller Michelin. Michelin wendete den Konkurs auch deshalb ab, weil man nach einiger Überlegung den Traction Avant doch fertigen ließ. Zum runden Geburtstag verschenkt ein rund 50-seitiges Magazin, das nicht nur die Meilensteine zeigt, sondern auch Prototypen, unverwüstliche Kettenfahrzeuge aus der automobilen Frühzeit, Werbeanzeigen oder Rennwagen präsentiert. Man kann es kostenlos als PDF herunterladen.
Ein Österreicher prägt den italienischen Motorsport – 70 Jahre Abarth
Die Geschichte der Marke mit dem berühmten Skorpion im Logo begann am 31. März 1949, als der gebürtige Wiener Karl „Carlo“ Abarth (1908-1979) Abarth & C. gründete. Das erste produzierte Fahrzeug war der 204 A Roadster, basierend auf dem Fiat 1100, der sofort die 1100 Sport Italian Championship und den Formel-2-Titel gewann. Ein weiteres Beispiel für den frühen Erfolg ist der von Bertone entworfene Fiat Abarth 750: 1956 stellte das Auto einen 24-Stunden-Rekord mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 155 km/h auf. Der 750 wurde auch in zwei von Zagato entworfenen Varianten angeboten. Kolportiert wird, dass Franklin Delano Roosevelt Jr., der Sohn des Präsidenten der USA, so begeistert vom Klang des kleinen Racers war, dass er nach Italien reiste, um persönlich mit Abarth einen Exklusivvertrag für den Vertrieb dieser Fahrzeuge zu unterzeichnen.
Besonders erfolgreich war Abarth mit seinen „heißen“ Versionen der Fiat-Zwerge 500, 600 oder 850. 1971 wurde Fiat alleiniger Eigentümer von Abarth. Kurz darauf entstand das letzte Fahrzeug, an dem der Gründer aktiv beteiligt war – der legendäre A112 Abarth. In den 80er Jahren wurde die Erfolgsgeschichte mit berühmten Autos wie dem Fiat 131 Abarth, mit dem Walter Röhrl und Christian Geistdörfer Rallye-Weltmeister wurden, fortgesetzt. Übrigens: Auch die Konzernmutter Fiat feiert Geburtstag. Der italienische Gemischtwarenladen ist 120 Jahre alt geworden.
Ein Engländer wird zum ersten BMW
1916 wurden die Bayerischen Motorenwerke gegründet. Aber am Anfang produzierte man aufwendige Flugzeugtriebwerke, wovon das Propeller-Logo von BMW bis heute zeugt. In den 1920er Jahren wurde man erfolgreich zum Motorradhersteller, aber an Automobile traute man sich erst, als man 1928 die Eisenacher Motorenwerke übernahm. Dort entstand unter der Marke Dixi bereits seit 1927 eine deutsche Lizenzversion des Austin 7, des frühen englischen Volkswagens: Der Dixi 3/15 wurde dann vor 90 Jahren zum BWM 3/15 – erkennbar durch eine etwas größere Karosserie und breitere Türen.
Der 3/15 markierte den Beginn der sehr wechselhaften Automobilgeschichte von BMW. Nach erfolgreichen Fahrzeugen wie dem 326 oder dem sportlichen 328 kam der Krieg und mit ihm wurden in Eisenach fast nur Rüstungsgüter produziert. Nach 1945 baute man in Thüringen zunächst unter anderem die Vorkriegsmodelle 321 oder 327 und den luxuriösen 340 als EMW – bevor dann die Wartburg-Fahrzeuge hergestellt wurden. In Bayern entstanden zunächst Mini-Mobile wie die Isetta oder der 700. Dazu kamen wunderschöne Edelfahrzeuge wie der 507 oder der Barockengel 501/502. Weil die Mittelklasse komplett fehlte, stand BMW in den frühen 1960er Jahren vor dem Aus. Aber die „Neue Klasse“ rettete das Unternehmen. Seitdem propagiert man von München aus erfolgreich die „Freude am Fahren“.
Der erfolgreichste Roadster wird 40
Miata heißt der MX-5 in Japan und USA – nach einem blauen Schmetterling. Die Farbe des Falters liebte Toshihiko Hirai, der die Aufgabe hatte, einen kernigen Roadster nach britischem Vorbild zu bauen. Allerdings sollte dieser zuverlässig und technisch auf der Höhe der Zeit sein. Bei Mazda war man von MG-B, Triumph Spitfire oder Lotus Elan durchaus angetan, aber diese Fahrzeuge waren anfällig und wiesen auf Jahrzehnte zurück, in denen Roadster sehr angesagt waren. Ob der Markt reif war für den Miata/MX-5, wusste man 1989 auch nicht. Es gab Zweifler im Hause Mazda – und die setzten sich bei der schüchternen Präsentation in Chicago erst mal durch. Aber das Auto kam an.
Das vergleichsweise spartanische, sehr agile Kompaktcabrio mit erprobtem Vierzylindermotor aus braven Limousinen und dem knackigen Fahrwerk wurde zum Welterfolg. Mittlerweile ist der MX-5 in der vierten Generation – inklusive Facelift-Varianten und Sonderserien – auf dem Markt und hat sich deutlich über 1 Million Mal verkauft. Den Ruf eines Frauenautos hatte der flotte Japaner am Anfang auch, aber eigentlich richtet sich der MX-5 an alle Frischluftfanatiker, die gern sportlich unterwegs sind.
Und was gibt es sonst noch zu feiern?
Der Käfer-Nachfolger Golf wird 45, der Name Borgward zierte erstmals vor 80 Jahren ein Auto – und wird gerade von China aus reanimiert. Vor 110 Jahren wurde Bugatti gegründet und vor 120 Jahren begann nicht nur Fiat, sondern auch Opel mit der Automobilfertigung. Noch etwas früher – vor 130 Jahren – startete man auf der Pariser Weltausstellung durch: Es war die erste internationale Fahrzeugmesse überhaupt. Und bei der stellten unter anderem Daimler, Benz Panhard & Levassor und Peugeot aus. Letztere mit einem Dampfwagen, der sich trotz innovativer Technik nicht durchsetzte.
Bildnachweise
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