Was war 1969 los?
Am 20. Juli 1969 landete Apollo 11 auf dem Erdtrabanten. Der Astronaut Neil Armstrong betrat am Tag darauf als erster Erdbewohner den Mond – ein großer Schritt für die Menschheit. Ebenfalls im Sommer ’69 fand das bis dato größte Rockfestival aller Zeiten statt. Auf einem Acker im Bundesstaat New York traten 32 Künstler und Formationen auf – Woodstock ist bis heute „Kult“. Und in Deutschland? In der DDR wurden die Puhdys gegründet, die größten Hits in der BRD wurden gesungen beziehungsweise gestöhnt: „Je T’aime“ von Serge Gainsbourg und Jane Birkin, „Mendocino“ vom Sir Douglas Quintet und der Karnevalsschlager „Pretty Belinda“ von Chris Andrews führten die Jahrescharts an. Die Kugelkopfkupplung, wie es sie im Prinzip heute noch bei Kupplung.de gibt, wurde 1969 auch schon runde 35 Jahre alt.
Das Auto des Jahres – Peugeot 504
Eigentlich wurde der französische Mittelklassewagen schon ab September 1968 verkauft, aber die europäischen Motorjournalisten kürten das von Pininfarinas Mitarbeiter Aldo Bovarone entworfene Fahrzeug zum „Auto des Jahres 1969“. Die Wahl macht im Nachhinein tatsächlich Sinn, denn der 504 war komfortabel, gut verarbeitet und überaus zuverlässig. Es gab den Peugeot 504 als schicke Limousinen, als edle, von Sergio Pininfarina gezeichnete Cabrios und Coupés – und als praktische Kombis namens „Break“. Insgesamt entstanden an verschiedenen Orten mehr als 3,7 Millionen Exemplare. Im Dezember 2005 lief in Nigeria der letzte 504 Break vom Band. Die 37 Jahre Bauzeit zeigen, dass der zeitlose Franzose für die Ewigkeit gemacht wurde. Nachfolger wurde der 505 – und für den hat Rameder nach wie vor eine Anhängerkupplung auf Lager.
Ford Capri – das deutschenglische Ponycar
Opels GT wurde im Vorjahr eingeführt und zeigte, dass Großserientechnik zu atemberaubender Optik passen. Die amerikanischen Autogiganten, also Opels damaliger Eigner GM, Chrysler und Ford wussten das schon längst. Bei Ford war der Mustang ein Kassenschlager, weshalb die europäischen Dependancen in England und Deutschland gemeinsam den Capri entwickeln durften – und der wurde sofort zum Erfolg. Das war kein Wunder, denn der Capri hatte – wie der Mustang – eine lange Schnauze und ein knackiges Heck. Die Motoren leisteten zunächst von zähen 50 bis zu sportlicheren 110 PS. Für viele Käufer war wohl wichtig, dass der Wagen ausreichend Platz für vier bis fünf Personen bot und mit Preisen zwischen 7.000 und 9.500 D-Mark günstig zu haben war. Ford baute den Capri in – je nach Lesart zwei bis drei Serien und mit diversen Facelifting-Maßnahmen immerhin bis 1986. Die erste Baureihe wurde bis 1973 angeboten.
Audi 100 – ein „68er“ wird hübsch
1968 schaffte es Audi – gegen den Willen der neuen Konzernmutter VW – in die Mittelklasse vorzudringen. Man muss sich das mal vorstellen: 1968 und 69 kauften die meisten Bundesbürger immer noch den Käfer und bei Audi beziehungsweise DKW ging gerade die Zweitakterzeit zu Ende. Der von Ludwig Kraus entwickelte 100er wurde zum Erfolg – die Nachfolger heißen bis heute A4. Auf der IAA 1969 präsentierten die Ingolstädter ein schickes Coupé zum Audi 100. Dieser Vorgänger des A5 war zehn Zentimeter niedriger als die Limousine und mit 115 PS beziehungsweise 112 PS sehr ordentlich motorisiert. Wer wollte, konnte im Audi Coupé auch amerikanische Einflüsse – etwa vom Chevrolet Camaro – erkennen.
Endlich kommt der Sicherheitsgurt
Erfunden wurde der Sicherheitsgurt schon viel früher, in Flugzeugen und im Motorsport wurde das Sicherheitsfeature schon in den 1950er Jahren eingesetzt. Aber es sollte noch bis 1976 dauern, dass in der Bundesrepublik die Gurtpflicht eingesetzt wurde. Trotz steigender Unfallzahlen waren viele Autofahrer strikt gegen das Anlegen der Gurte und fühlten sich in ihrer Freiheit bedroht. Das mag an heutige Diskussionen erinnern, aber das Rückhaltesystem setzte sich durch. Schuld daran hatte erst mal der schwedische Hersteller Volvo, der Gurte schon einige Jahre als Zubehör anbot – und sie ab 1969 serienmäßig einbaute. Der Grund: Verschärfte Sicherheitsbedingungen in den USA, wo viele Volvos verkauft wurden. Außerdem forschte man vor 50 Jahren an effizienteren Motoren, sichereren Fahrgastzellen und Knautschzonen oder auch schon ABS und an Computersteuerung. Turbolader und Direkteinspritzung waren im Kommen.
Der Star der IAA
Am Stand von Mercedes standen die Menschen tagelang Schlange. Alle wollen den C111 sehen. Die dynamische Karosserie aus Fiberglas, die Flügeltüren und ein Dreischeiben-Wankel-Motor mit Direkteinspritzung und 280 PS sorgten dafür, dass der C111 als Supersportler wahrgenommen wurde. 260 km/h schnell und in fünf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 km/h – die Werte passten auch. Zwar waren Lamborghini oder Ferrari deutlich schneller, aber der Mercedes war einfach wunderschön. In Serie ging der eigentliche Nachfolger des 300 SL nie, er wurde aber zum wichtigen Versuchsträger. Den Wankelantrieb überließ Daimler den Japanern von Mazda….
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