Deutschlandreise – Urlaub in der Vielfalt
Wer eine Weltreise machen will, kann derzeit nur mit dem Finger über den Globus fahren – und sich mit der eigenen Fantasie ausmalen, wie es in Timbuktu, Honolulu oder in Brokenwood/Neuseeland gerade sein mag. Einfacher ist es – und wird es zusehends – seinen 2021er Urlaub in Deutschland zu verbringen. Wer sich mit einem Heimaturlaub beschäftigt, merkt rasch, wie vielfältig und bunt das Zuhause eigentlich ist. Deshalb empfehlen wir an dieser Stelle auch noch mal den ersten Teil unserer großen Deutschlandreise. Man kann ihn hier nachlesen.
Nordsee und Friesland – herb ist das Land, rau die See
Man kennt das ja: An der Nordseeküste sind die Fische meistens im Wasser. Außer natürlich, wenn sie fangfrisch auf dem Teller landen. Willkommen in der Region, wo man ganztägig „Moin“ sagt und den besten Tee im Land bekommt. Man besuche Ostfriesland, das nördliche Emsland und die zwischen den Mündungen von Ems und Weser gelegenen Inseln Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum. Die geografische Reihenfolge der Inseln kann man sich übrigens mit dem Merksatz „Welcher Seemann liegt bei Nacht im Bett?“ gut merken. Hier, an der Nordseeküste, wirken die Kräfte von Ebbe und Flut zweimal täglich auf die Landschaft, hier gibt es Robben, Schweinswale, Wattwürme – und speziell für Verliebte – die Herzmuschel. Hinter der Deichlinie warten dann Ostfriesland und das nördliche Emsland mit Windmühlen, Klappbrücken und einer beschaulichen Ruhe auf gestresste Menschen. Entschleunigung ist angesagt. Unser Tipp: Schauen Sie sich mal das „norddeutsche Venedig“ Papenburg oder das Künstlerdorf Greetsiel mit seinen beiden Leuchttürmen an. Von Greetsiel aus hat man den perfekten Blick auf ein echtes UNESCO Weltnaturerbe – das einmalige Wattenmeer.
Auf ins ehemalige Industrieherz Deutschlands – ins Ruhrgebiet
Das Ruhrgebiet lockt nicht direkt mit Natur, aber es gibt sie, die grünen Oasen – etwa den Seepark Lünen oder den Naturpark Hohe Mark. Letztlich ist die größte zusammenhängende Siedlung Deutschlands aber mehr: Der „Pott“ bietet Kultur, Kunst, Fußball, Innovation und jede Menge Industriegeschichte, verteilt auf elf kreisfreie Städte und vier dichtbesiedelte Landkreise. Insgesamt leben mehr als fünf Millionen Menschen im Ruhrgebiet, die Existenz vieler Familien war bis vor kurzem unmittelbar mit den Stahlwerken oder den Zechen verbunden. Die letzten Zechen sind dicht, rund 3.200 gab es in der Region. Allein in Dortmund waren es 116. Bei einigen davon reicht die Geschichte mehrere hundert Jahre zurück, die meisten aber entstanden vor rund 200 Jahren. Damals wurde die Erde mit Nachdruck erschlossen, was auch daran lag, dass die Eisenbahn den Abtransport der Kohle in andere Gegenden beschleunigte. Zoll- und Handelserleichterungen sorgten dann dafür, dass der Tagebau rentabler wurde. Sichtbares Zeichen der Kohleförderung ist die Zeche Zollverein im nordöstlichen Essener Stadtteil Stoppenberg. Die Anlage trägt die sich im 19. Jahrhundert ändernden Bedingungen schon im Namen. Das Areal ist heute Museum für Industriekultur, moderne Stätte für Kunst, Innovation und Gastronomie – und ein Ort, an dem man flanieren und Geschichte „erleben“ kann: Von weitem sichtbar ist noch der Doppelbock von Schacht 12 – im Volksmund auch „Eiffelturm des Ruhrgebiets“ genannt. Die Achterbahn der Ruhrpott-Geschichte verkörpert die – bis auf den Looping – begehbare Großskulptur „Tiger and Turtle – Magic Mountain“ in der Schimanski-Stadt Duisburg.
Die Eifel – Vulkan, Burgen und Grüne Hölle
Was im „Pott“ die Zechen, sind in der Eifel die Burgen und Schlösser. So scheint es zumindest, wenn man durch den grünhügeligen Landstrich, den sich Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen teilen, fährt. Dabei sind nur 26 meist gut erhaltene Burgen, etwa gleich viel Ruinen und eine gute Hand voll Schlösser gelistet. Der erste Eindruck täuscht auch deshalb, weil in der Eifel ebenfalls viel Bergbau betrieben wurde – und im kleinen Rahmen auch noch wird. Die Gesamtzahl der Zechen war wohl in besten Zeiten auch vierstellig, abgebaut wurden hauptsächlich Eisenerz und Schiefer, dazu ein wenig Steinkohle. Im Bergbaumuseum Mechernich kann man heute als Besucher in den Schacht einfahren und sich erklären lassen, wie hart die Arbeit unter Tage war. Die Eifel lockt aber auch mit unberührter Natur, hier lässt es sich gut Wandern. Ein spezieller Tipp ist dabei der Vulkaneifel mit dem Laacher See. Der dazugehörige und für das Gewässer verantwortliche Vulkan brach war vor rund 12.000 Jahren letztmals aus, ist aber immer noch aktiv. Wer als Autofahrer sportlich aktiv sein will, kann dies gegen Gebühr auf dem 1927 eröffneten, 26 Kilometer langen Nürburgring tun – also ab durch die „Grüne Hölle“ und auf den Spuren von Caracciola, „Schumi“ oder Winkelhock fahren.
Der Bodensee – das Schwäbische Meer
Doch, doch, das sagt man: „Der Bodensee, das schwäbische Meer“. Aber ganz richtig ist es nicht. Denn viele Teile gehören zu Baden, die Schweiz und Österreich haben auch ihren Anteil am 536 km2 großen See. Wie dem auch sei: Baden-Württemberg ist der mit Abstand größte Anrainer des bis zu 251 Meter tiefen Binnengewässers – und Bayern mit der malerischen Stadt Lindau der Kleinste. Von Lindau aus ist man gleich im österreichischen Bregenz, wo alljährlich im Juli und August die Bregenzer Festspiele Tausende zur Seebühne locken. 2021 wird hier noch einmal Verdis „Victor-Hugo-Oper“ Rigoletto aufgeführt. Der Bodensee bietet aber noch viel mehr, etwa das romantische Städtchen Meersburg mit dem genialen Blick aufs Wasser und dem Droste-Hülshoff-Haus, die Blumeninsel Mainau, das ebenso quirlige wie schöne Konstanz oder die aus der Jungsteinzeit stammenden Pfahlbauten in Unteruhldingen. Aber was heißt hier eigenlich „jung“? Die Gebäude sind immerhin 3.500 Jahre alt. Das Pfahlbaumuseum erklärt uns, wie unsere Vorfahren seinerzeit gelebt haben. Moderner geht es im Zeppelinmuseum in Friedrichshafen zu. Gemeinsam mit dem ebenfalls hier ansässigen Dornier-Museum wird das Wirken der Luftfahrt- und Flugzeugpioniere gezeigt. Man kann sogar durch das im Mai 1937 verunglückte Riesenluftschiff „Hindenburg“ laufen und sich die Katastrophe schildern lassen.
Den Rennsteig sollte man in Ruhe erwandern
Vom Mittellauf der Werra bis zum Oberlauf der Saale zieht sich der Rennsteig als Höhenweg auf einer Strecke von 170 Kilometern durchs Land: Es geht über den Kamm des Thüringer Waldes und des angrenzenden Thüringer Schiefergebirges hinein in den Frankenwald. Wanderer begegnen an vielen Stellen geschichtsträchtige Orte und herrlicher Natur. Eigentlich verbinden sich hier Historie und Landschaft auf das Vortrefflichste, denn der Rennsteig ist tatsächlich Deutschlands ältester Wanderweg. 1829 wird die erste Wanderung erwähnt, doch Menschen haben die Region bereits im Mittelalter bereist und als Handelsroute genutzt. Heute beginnen viele ihren Exkurs dort, wo der Rennsteig offiziell anfängt – in Hörschel an der Werra. Vielleicht hat man da schon das berühmte „Rennsteiglied“ auf den Lippen oder im Ohr? Auf jeden Fall geht man über den Großen Eichelberg. Von oben erblickt man die Wartburg. Eisenach ist nah – und man sollte die Lutherstadt unbedingt besuchen. Von dort aus muss man durch die pittoreske Drachenschlucht, aber auf dem Weg nach Franken warten noch andere schöne Orte, etwa das kreisfreie Meiningen. Die Stadt ist überregional wegen ihres hervorragenden Staatstheaters bekannt, bietet aber viel Natur. Denn sie liegt mitten im Thüringer Wald.
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