Was ist denn eigentlich ein Sportwagen?
Damit fängt es an: Muss ein Sportwagen viel Leistung haben? Vielleicht sogar einen Zwölfender als Motor? Nein, natürlich nicht. Auch „Volkssportler“ bieten Fahrspaß – denn darum geht es schließlich. Zumindest im Vergleich zum braven Opel Rekord oder Dacia Logan. Die Grenzen der Fahrzeuggattungen sind ohnehin fließend. Das Kraftfahrtbundesamt vereint Coupés und Cabrios – und Designmeisterwerke. Es darf also natürlich auch ein bisschen mehr sein. Manchmal reichen aber eine andere Karosserie, ein knackigeres Fahrwerk und eine potentere Maschine. Die pure Form betört das Familienmitglied, das dem Alltag kurz mal entfliehen will. Alfa Romeo Giulia, Ford Sierra Cosworth oder Škoda 130 RS sind berühmte Beispiele für Fahrzeuge, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Platz 10: Mercedes SL (D)
Baureihen: 8; Bauzeit: 1954 bis jetzt
Charakteristik: Die Reihen sind sehr unterschiedlich – von Leistung und Design. Stammte der erste SL als legendärer Flügeltürer noch unmittelbar vom Rennwagen, dem von Daimler-Ingenieur Rudolf Uhlenhaut rennsportoptimierten „Uhlenhaut-Coupé“ und vom Formel-1-Rennwagen W196, hatte der kleine SL W121 nur noch viele Designelemente übernommen. Sein Motor leistete 105 PS, das reichte für einen seinerzeit beachtlichen Top-Speed von um die 170 km/h. Doch der große Bruder hatte 215 bis 240 PS. Es folgten die eher unsportliche, aber schöne „Pagode“, und die dynamische, doch schwere Baureihe C107 und R107. Die aktuelle Baureihe wird nur noch von AMG gefertigt, was zum Urahn aus den 1950er Jahren durchaus passt: Der bis zu 585 PS starke Supersportler R 232 greift an verschiedenen Stellen das Design des ersten SL auf. Ein bisschen Retro kann vermutlich nicht schaden.
Verkaufte Autos: 900.000; Anhängerkupplungen gibt es bei uns für den R 107 (1971 bis 1989), R 129 (1989 bis 2004), R 231 (2012 bis 2020) und den aktuellen R232.
Platz 9: Mazda MX-5 (JAP)
Baureihen: 4; Bauzeit: 1989 bis jetzt
Charakteristik: Ein bisschen erinnert der erste MX-5 an den Lotus Elan der 1960er Jahre. Roadster, zumal aus Großbritannien waren karge Gesellen, aller Luxus war ihnen fremd. Die Beschränkung auf das Nötigste führte dazu, dass frühe Modelle mit Steckscheiben und manchmal sogar ohne Beifahrertür auskommen mussten. Meistens kamen diese Fahrzeuge aus Großbritannien und ihre Zeit war in den späten 1980er Jahren vorbei. Das dachte man – zumindest bis Mazda 1989 in den USA der Miata und in Japan der Eunos auf den Markt kam. Bei uns hieß der Roadster mit dem zeitlos klaren, unaufdringlichen Design von Anfang an MX5 oder MX-5 und war ein voller Erfolg. Die erste, intern „NA“ genannte Serie wurde immerhin bis 1998 gebaut und gilt heute – auch dank ihrer „Schlafaugen“-Klappscheinwerfer – als besonders schönes Cabrio. Die aktuelle, 2015 vorgestellte Version des meistverkauften Roadsters aller Zeiten, zeigt im Wesentlichen optische Veränderungen: Verkaufsargumente waren und sind – neben seinem offenherzigen Charme – die tadellose Verarbeitung und die modernen Sicherheitsstandards.
Verkaufte Autos: 1,15 Millionen; Anhängerkupplungen gibt es bei Rameder für die erste Baureihe NA (1989 bis 1998), die dritte Baureihe NC (2008 bis 2012) und den aktuellen Mazda MX-5 ND.
Platz 8: Porsche 911/912 (D)
Baureihen: 8; Bauzeit: 1963 bis heute
Charakteristik: Eigentlich ist jeder „Neunelfer“ eine Ikone – das gilt für frühere, aber natürlich auch für die aktuellen Baureihen. Denn das Design ist so zeitlos, dass es seit fast 60 Jahren erfolgreich ist. Aber mit dem von 1993 bis 1998 gebauten Modell 993 ging eine Ära zu Ende: Was bei Ferrari die 12-Zylinder-Motoren waren, war bei Porsche schon seit dem 356 und natürlich auch seit den ersten Ur-Elfern von 1963 der luftgekühlte Boxermotor. Der 993 holte noch mal alles aus der von Ferdinand Porsche entwickelten Antriebstechnik heraus. Die Straßenmodelle hatten 272 bis 450 PS, letzteres dank zweier Turbolader. Im Rennsport durfte es noch ein bisschen mehr sein. Mehr „Boxer“ gab und gibt es im Hause Porsche bis heute. Denn auch die aktuellen Modelle 991er Baureihe sind mit diesem Aggregat unterwegs. Allerdings wird es seit den Neunzigern wassergekühlt. Für den Nachfolger des 993 wurde ein ganz neuer Boxer entwickelt. Insgesamt ist man aber in Zuffenhausen kontinuierlich am Bauen, denn die derzeitige Serie mit dem Code 992 ist erst die achte Generation des Elfers. Allerdings ist der Stammbaum „buckligen Verwandtschaft“ weit verzweigt – der aktuelle Spross leistet bis zu 650 PS.
Verkaufte Autos: 1,3 Millionen; Anhängerkupplungen für die 911er gibt es uns leider nicht.
Platz 7: Chevrolet Corvette (USA)
Baureihen: 8; Bauzeit: 1953 bis heute
Charakteristik: Style-Ikonen waren alle Corvette-Varianten, besonders sportlich sind sie nicht immer. Die hübsche „Ur-Vette“ C1 kam technisch altbacken daher, im Zuge der der Ölkrise in den 1970er Jahren wurde die ikonische C3 leistungsmäßig kastriert. Ihr sogenanntes „Coke Bottle“-Design ist aber noch immer spektakulär. In den 1960er Jahren übernahm General Motors es auch beim Opel GT – der Mini-Corvette Die schönste Corvette ist dennoch wohl die von 1962 bis 1967 gebaute C2, besser bekannt als „Sting Ray“. („Stachelrochen“). Die aktuelle, seit 2020 erhältliche Corvette C8 ist ohne Zweifel ein hochmodernes Sportgerät – mit perfektem Fahrwerk und bis zu 680 PS.
Verkaufte Autos: 1,75 Millionen; Anhängerkupplungen für die Corvettes gibt es beim Marktführer nicht.
Platz 6: Ford Capri (D/GB)
Baureihen: 3; Bauzeit: 1968 bis 1986
Charakteristik: Der Capri war tatsächlich ein echter und Volkssportler. Es gab ihn zu Beginn seiner auch im Profi–Motorsport erfolgreichen Karriere mit schmalen 50 PS. Aber die Form gefiel den jungen Leuten in den 1970er Jahren. Die Konzernmutter aus den USA zwang die Europäer zu handeln: Opels GT wurde im Vorjahr eingeführt und zeigte, dass Großserientechnik zu atemberaubender Optik passen. Die amerikanischen Autogiganten, also Opels damaliger Eigner GM, Chrysler und Ford, wussten das schon längst. Bei Ford war der Mustang ein Kassenschlager, weshalb die europäischen Dependancen in England und Deutschland gemeinsam den Capri entwickeln durften. Der Capri hatte – wie der Mustang – eine lange Schnauze und ein knackiges Heck. Die Motoren leisteten zunächst bis zu damals sportlichen 110 PS. Für viele Käufer war wohl wichtig, dass der Wagen ausreichend Platz für vier bis fünf Personen bot und mit Preisen zwischen 7.000 und 9.500 D-Mark günstig zu haben war. Ford baute den Capri in – je nach Lesart – zwei bis drei Serien und mit diversen Facelifting-Maßnahmen immerhin bis 1986.
Verkaufte Autos: 1,9 Millionen; Anhängerkupplungen für die Capris gibt es beim Marktführer nicht. Übrigens: Konkurrent Opel Manta wurde in zwei Generationen knapp über eine Million Mal verkauft. War er ein Sportler? Im Wettbewerb, etwa auf den Rallyepisten, zeigte sich der kantige Bruder namens Ascona deutlich stärker.
Platz 5: Datsun/Nissan Z- und ZX-Reihe (JAP)
Baureihen (abhängig von der Sichtweise der Chronisten): Zirka 7; Bauzeit (mit Unterbrechungen): 1969 bis heute
Charakteristik: Mal wurden die Z-Modelle als Datsun verkauft, mal als Nissan – aber das ist eine eigene Geschichte. Um die Verwirrung perfekt zu machen: Der erste Datsun Z 240, atemberaubend schön mit seiner an den Jaguar E-Type angelehnten Karosserie, basierte auf dem Roadster Fairlady. Aber speziell die Z-Modelle wurden zum weltweiten Erfolg. Die aktuelle, seit 2022 angebotene, Version ist allerdings aufgrund der strengeren Abgasgesetze in Europa nur in Japan und den USA erhältlich. Das ist durchaus logisch. Denn auch, wenn die Zs hierzulande eine treue Fangemeinde haben, war Nordamerika immer schon der Kernmarkt.
Verkaufte Autos: 2,1 Millionen; Anhängerkupplungen für die Z-Varianten gibt es bei Rameder nicht.
Platz 4: Dodge Charger (USA)
Baureihen: 7 (wenn man streng ist, sind es nur 3); Bauzeit (mit etlichen Unterbrechungen): 1966 bis heute
Charakteristik: Der ursprüngliche Dodge Charger von 1966 gilt heute als Muscle-Car-Legende. Insbesondere die 425 PS starke Version mit Hemi-V8 war damals überaus beliebt, weil er viel Leistung für wenig Geld bot. Der Charger gilt in den frühen Versionen als amerikanische Legende und zählt aktuell zu den beliebtesten US-Klassikern. Bereits das Ur-Modell konnte sich werksseitig tunen lassen. Es wurden verschiedene V8-Motoren – von 265 bis zur Siebenliter-Hemi-Variante mit 425 amerikanischen PS. Mit der Basismotorisierung kostete der Dodge Charger rund 3.100 Dollar. Für den Charger mit Hemi-V8 wurden zusätzliche 900 Dollar fällig. Hierzulande kennt man den 1969er Charger aus der TV-Serie „Ein Duke kommt selten allein“. Die aktuelle Version leistet bis zu 797 PS.
Verkaufte Autos: 2,4 Millionen; Anhängerkupplungen für die Charger-Modelle gibt es beim Marktführer nicht, für viele andere Dodge-Baureihen aber schon.
Platz 3: Toyota Celica (JAP)
Baureihen: 7; Bauzeit: 1970 bis 2005
Charakteristik: Sieben Generationen des Toyota Celica wurden insgesamt produziert. Eingeführt hatte Toyota den Celica bereits 1970, häufige Modellwechsel prägten die Geschichte des erfolgreiches Sportcoupés, das traditionell mit Vierzylindermotor ausgeliefert wurde. Die letzte Version des Celica gab es bis 2005. Die erfolgreichste Zeit hatte der Fronttriebler in den frühen 1990er Jahren. Zwischen 1990 und 1994 gewannen die Japaner mit dem in Köln ansässigen Toyota Team Europe auf dem Celica viermal die Rallye-Fahrerweltmeisterschaft. Unter den Piloten war damals unter anderem Carlos Sainz. Bei Nippon-Fans besonders gesucht sind die Baureihen TA22 und TA23 aus den 1970er Jahren.
Verkaufte Autos: 3,8 Millionen; Anhängerkupplungen gibt es bei uns für die siebte Baureihe TA23 (1999 bis 2005).
Platz 2: Chevrolet Camaro (USA)
Baureihen: 6; Bauzeit (mit Unterbrechungen): 1966 bis heute
Charakteristik: Im Jahre 1964 stellte Ford seinen Mustang vor, einen vergleichsweise kompakten, erschwinglichen Sportwagen, der nicht nur toll aussah, sondern auch zu günstigen Preisen angeboten wurde – das erste „Pony Car“. 1966 kam dann der ewige Konkurrent: Der Camaro – abgeleitet vom französischen Wort „Camerade“. Die GM-Manager gaben die Richtung vor: Er soll ein „kleines, böses Tier sein, das Mustangs isst”. Mit den leistungsstarken SS-Modellen gelang und gelingt das besonders gut. Ölkrise und strengere Bestimmungen sorgten für rapiden Powerschwund. Die aktuelle, seit 2016 angebotene, Ausgabe leistet als 6.2 V8 SS 453 PS. Getoppt wird Ganze aber vom „Über-Camaro“ ZL1 mit 659 PS und einem brachialen Drehmoment von 881 Newtonmetern.
Verkaufte Autos: 5,5 Millionen; Anhängerkupplungen für die Camaro-Baureihen gibt es bei Rameder nicht.
Platz 1: Ford Mustang (USA)
Baureihen: 6, wobei die erste Mustang-Generation in vier unterscheidbare Baureihen innerhalb der ersten Serie unterteilt wird und jedes Baujahr Neuerung brachte; Bauzeit: 1964 bis heute
Charakteristik: Schon 1965 schrieb Mack Rice den Song „Mustang Sally“ – Soulsänger Wilson Pickett machte das Lied im Jahr darauf zum großen Hit. Ein Wunder ist das nicht, denn das für amerikanische Verhältnisse mit 4,60 Metern Länge recht kompakte Auto war kommerziell extrem erfolgreich: Bereits am ersten Verkaufstag, dem 17. April 1964, wurden 22.000 Fahrzeuge bestellt. Aber war der Mustang das erste Ponycar, wie oft kolportiert wird? Das lässt sich nicht exakt belegen. Die Mischung aus sportlichem Auftritt, biederer Großserientechnik, relativ geringen Abmessungen und günstigem Preis, machte aus dem auf Basis des Ford Falcon entstandenen Mustang tatsächlich zum ersten Superstar unter den Ponycars – obwohl Chevrolet mit dem Corvair schon vier Jahre vorher ein ähnliches Konzept verfolgte. Das Innovative am Mustang war demnach nicht die Technik, auch nicht das wirklich gelungene Design der ersten Serie – es war das Marketingkonzept. Dieses sprach die jugendliche Zielgruppe direkt und perfekt an. Dass viele junge Leute mit dem in der einfachsten Ausführung nur 100 PS starken Auto nicht zufrieden waren, merkte man bei Ford rasch und bot immer stärkere Antriebsstränge an. Carroll Shelby machte schon 1965 ein über 300 PS starkes Kraftpaket aus dem Mustang. So wurde das Ponycar zum Muscle Car und erreichte sogar im Film Berühmtheit: Steve McQueen war in „Bullitt“ ziemlich rasant in einen dunkelgrünen 1968er Mustang Fastback unterwegs.
Verkaufte Autos: 11,5 Millionen; Anhängerkupplungen gibt es bei uns für die Mustang Coupés der vierten Baureihe (1993 bis 2004), für die aktuelle sechste Baureihe und den neuen, vollelektrischen Mustang Mach-E.
Bildnachweise
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