Der bekannte Unbekannte: Audi 50
Die Ungnade der frühen Geburt: Bei NSU plante man einen modernen Nachfolger für den Prinzen und seine kantige Familie, etwa den 1000 TT. Das Fahrzeug, das 1974 auf den Markt kam, war durchaus innovativ: Heckklappe, viel Platz auf wenig Raum und moderne Ottomotoren mit 50 oder 60 PS. Ja, der Audi 50 wirkte wie der kleine Bruder des Konzern-Geschwisterchens Golf. Und das war wohl auch die Crux. Denn 1975 kam die baugleiche und auch optisch nahezu identische VW-Variante auf den Markt. Als Polo wurde der Audi 50 zum Hit. Für den Ingolstädter, der gemeinsam mit dem Polo in Wolfsburg gebaut wurde, war 1978 nach knapp 181.000 verkauften Fahrzeugen Schluss. Es sollte 32 Jahre dauern, bis Audi – mit dem A1 – wieder ein Auto auf Polo-Plattform anzubieten hatte.
Der Unscheinbare: Toyota Starlet
Immerhin vier Serien und 21 Jahre lang baute der japanische Toyota-Konzern den Kleinwagen Starlet. Die erste Baureihe wurde noch mit Hinterradantrieb angeboten, ansonsten blieb das praktische Konzept mit Heckklappe, umlegbaren Rücksitzen und unkaputtbaren Motoren gleich. Beim Starlet gab es auch Kombivarianten, die in vielen Ländern auch von Handwerkern und Gewerbetreibenden genutzt wurden. Ja, robust waren sie, die weder hässlichen noch hübschen Starlets. Immerhin tauchten sie in ihrer Kategorie in der Pannenstatistik des ADAC immer ganz vorne im Ranking auf – sie blieben fast nie liegen. Der Autozwerg mit der großen Klappe wurde 1980, 81 und 82 sogar Klassenprimus in puncto Zuverlässigkeit. Nachfolger wurde übrigens der Yaris.
Die Kantigen: Renault 15 und 17
Immerhin acht Jahre lang, von 1971 bis 1979, wurden die Baureihen R15 und R17 gebaut. Sie unterscheiden sich nur durch Details wie Scheinwerfer, die beim R15 vom Dauerbrenner R12 und bei R17 vom ebenfalls erfolgreichen R16 stammten, durch Ausstattung und Motorenpalette. Beide Modelle wurden als „Kombicoupé“ angepriesen, was so falsch nicht war. Denn trotz der eher sportlich wirkenden Silhouette boten die Dreitürer auch einiges für den Alltag: Über die große Heckklappe ließen sie sich ordentlich beladen. Insgesamt wurden etwas mehr als 300.000 R15/R17 gebaut, Rost und Verarbeitungsmängel rafften die Autos rasch dahin. Mittlerweile erkennt man, dass Renault ein durchaus innovativer Nachfolger des außerordentlich hübschen Caravelle-Coupés war.
Der Pannenkönig: Borgward Arabella
Zunächst wurde die Arabella noch als Nachfolger des Lloyd Hansa verkauft, zum Schluss zierte das Auto der Borgward-Rhombus. Die kleine Schwester der Isabella hätte zum Käfer- und Kadett-Konkurrenten werden können, innovativ war Lloyds erster und letzter Vierzylinderwagen allemal. So waren die Vorderräder an Doppelquerlenkern mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern aufgehängt, die Hinterräder an dreiecksförmigen gezogenen Längslenkern mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern. Aber speziell die häufigen Getriebeschäden im ersten Produktionsjahr 1959 und die zahlreichen Meldungen von Wassereintritt ins Fahrzeug ruinierten den Ruf der eleganten Heckflosse aus Bremen. Mit dem Borgward-Konzern im Jahr 1963 ging auch die Arabella unter. Sie verkaufte sich nur 45.549 mal.
Das Frühchen: VW K70
NSU hatte Pech: Der innovative Ro 80 wurde dank vieler Pannen und durstigem Wankelmotor zum Flop, der Audi 50 verkaufte sich als VW Polo viel besser und der K70… VW übernahm die Entwicklung aus Neckarsulm und es hätte ein Erfolg werden können. Denn Volkswagen hatte den Käfer, den Karmann, den Bulli und die seltsamen 411 und 412 – alles praktisch Weiterentwicklungen von Ferdinand Porsches KdF-Wagen. Der K70 kam konzernintern zu früh, den Frontantrieb und wassergekühlter Frontmotor setzten sich nur wenige Jahre später in Golf und Passat durch. Immerhin wurden zwischen August 1970 und Januar 1975 über 211.000 K70 verkauft. Da die Entwicklung des heute sehr zeitlos wirkenden Autos aber noch bei NSU stattfand, passte kein Teil aus dem Wolfsburger Teilekasten. Außerdem gab es reichlich Ausstattungsvarianten und Facelifts – der K70 war schlicht unrentabel.
Bildnachweise
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