Allradantrieb – den gibt es auch schon ewig
Heute haben viele Fahrzeuge einen Allradantrieb – das heißt, es werden alle vier Räder mehr oder minder gleich stark angetrieben. Viele SUVs und erst recht auch alle Geländewagen werden damit ausgeliefert, der japanische Hersteller Subaru verbaut ihn praktisch in seiner kompletten Modellpalette. Aber wer kam auf die Idee, alle Räder anzutreiben? Sie meinen vermutlich, es waren Militärs, die von der Autoindustrie einfordernden, dass ihre Jeeps oder Kübelwagen durch praktisch jedes Gelände fahren konnten? Mitnichten. Denn bereits 1895 fertigte die Charles F. Caffrey Carriage Company in Camden/New Jersey ein erstes, ziviles Fahrzeug mit Allradantrieb. Allerdings handelte es sich bei dem Automobil um einen mit Dampf „befeuerten“ Wagen. Der Clou: Der Allradantrieb konnte zugeschaltet werden. Im Normalbetrieb ging die Kraft auf die Vorderachse. Fünf Jahre später konzipierte Ferdinand Porsche einen Allradwagen – aber der fuhr elektrisch. Jedes Rad wurde von einem E-Nabenmotor angetrieben. Dieser Lohner-Porsche ist geschichtlich durchaus wichtig, denn er wurde kurz darauf zum ersten Hybridauto umgebaut.
Das erste Fahrzeug mit Allradantrieb und Verbrennungsmotor kam 1903 aus den Niederlanden: Der Spyker 60 HP war allerdings ein Rennwagen. Kurz nach dem „siegenden Holländer“ entdeckten dann tatsächlich Militärs das Potential von vier – oder mehr – angetriebenen Rädern. Bis zum ersten Privatfahrzeug, das damit ausgestattet war, sollte es – vor allem aus Kostengründen – dauern: Erst 1934 konzipierte Mitsubishi mit dem PX33 den ersten PKW mit Allradantrieb, aber es blieb bei vier Prototypen – und dann kam der britische Luxushersteller Jensen. Sein FF verfügte über permanenten Allradantrieb und wurde zwischen 1966 und 1972 – also rund 14 Jahre vor dem Audi quattro – immerhin 320 Mal gebaut. Heute sind Allradfahrzeuge besonders gute „Zugmaschinen“, weshalb Rameder für (fast) alle aktuellen und viele ältere Modelle mindestens eine passende Anhängerkupplung parat hält.
Scheibenwischer – klare Sicht voraus
Wer den Scheibenwischer erfunden hat, ist nicht gewiss. Viele Historiker vermuten, dass es der polnische Konzertpianist Józef Hofmann zu Beginn des 20. Jahrhunderts war. Zwischen 1903 und 1905 wurden auf jeden Fall in den USA, in Großbritannien und in Deutschland Patente für einen handbetriebenen Scheibenwischer angemeldet. In Deutschland war Heinrich von Preußen, der Bruder von Kaiser Wilhelm II., maßgeblich an der Entwicklung beteiligt. Da wundert es nicht, dass sein Opel bereits 1908 mit einer solchen Vorrichtung ausgestattet war. Rund 20 Jahre später, im Jahr 1929, meldete Bosch einen mittels Elektromotor angetriebenen Scheibenwischer zum Patent an. Der nächste große Entwicklungsschritt geht auf einen amerikanischen Professor der Ingenieurswissenschaften zurück: 1964 erfand Robert Williams Kearns die überaus nützliche Intervallschaltung.
Sicherheitsgurt – Rückhaltesystem rettet Leben
Wie bei Scheibenwischer und Allradantrieb reicht auch die Entwicklung des Sicherheitsgurtes bis in die Anfänge des Automobilbaus zurück: Bereits 1903 wurde der erste Sicherheitsgurt in einem Rennwagen, dem Baker Torpedo, eingebaut. Im selben Jahr erfand der Franzose Gustave-Désiré Leveau einen Vierpunktgurt, kurz darauf meldete Louis Renault einen Fünfpunktgurt zum Patent an. Im Flugzeugbau setzte sich der Sicherheitsgurt schon in den 1920er und 30er Jahren durch, die Autofahrer mussten allerdings länger warten. 1948 wurden im sagenumwobenen Tucker 48 Zweipunktgurte an den Vorder- und Rücksitzen verbaut. Aber der großspurig angekündigte Tucker war ein – allerdings schöner – Flop: Es entstanden gerade mal 50 Exemplare des Autos.
1959 ließ sich der schwedische Volvo-Ingenieur Nils Ivar Bohlin den Dreipunktsicherheitsgurt patentieren und schon zwei Jahre später verfügten bereits 77 Prozent der neu zugelassenen Autos in Schweden über Sicherheitsgurte. In der Bundesrepublik wurde – nach langer und heftiger Diskussion – die Gurtpflicht am 1. Januar 1976 eingeführt. In der DDR ging das schneller: Trabis und Wartburgs liefen seit Anfang 1970 nicht mehr ohne Gurte vom Band. Die DDR gehörte damit weltweit zu den ersten Ländern, die den Einbau vorschrieben. Und die Gesetzeslage war eindeutig: Verfügte das Auto über Sicherheitsgurte, dann mussten sie auch angelegt werden.
Und demnächst präsentieren wir hier an dieser Stelle weitere wichtige Innovationen: Kofferraum, Elektromotor und Automatik.
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