Automuseen in allen Ländern und Regionen
In den vergangenen Monaten haben wir Automuseen aus allen 16 Bundesländern – von Bayern bis Schleswig-Holstein, von Sachsen bis zum Saarland – vorgestellt. Und nun küren wir, sozusagen als krönenden Abschluss, unsere gesamtdeutschen Favoriten. Natürlich lohnen auch andere „Technik-Tempel“, etwa in Lemgo, in Dresden, in Bremen, in Augsburg, in Dortmund oder in Sinsheim/Speyer. Aber wer die Qual hat… Hier nun also unsere Top 5 der Museen, die nicht in Herstellerhand sind. Dass die Konzerne längst wissen, wie sie ihre Geschichte präsentieren, zeigen in Stuttgart das Mercedes-Benz Museum und das Porsche Museum, in München die BMW Welt, in der Wolfsburger Auto Stadt das ZeitHaus von VW, in Köln die Toyota Collection oder in Ingolstadt das Audi museum mobile. Großartige Museen, die alle einen (oder mehrere) Besuche wert sind. Wir küren hier – außer Konkurrenz – unsere Nummer 1.
Sonderpreis „Museen der Hersteller“: Die Sternenwelt von Bad Cannstatt
Der „gute Stern auf allen Straßen“ präsentiert den jeweiligen Zeitgeist und die Entwicklungen im Automobilbau auf gut 16.500 Quadratmetern mit tausenden von Exponaten, inklusive 160 Fahrzeugen – im Mercedes-Benz Museum. In Stuttgart-Bad Cannstatt findet man Legenden wie den C111. Wer um das Jahr 1970 aufwuchs und sich für Autos begeistern konnte, liebte den flachen Wankelsportler garantiert. Dass er nie in Serie ging, ist längst verziehen. Dazu gesellen sich im Museum neben weiteren berühmten Ikonen, etwa den Silberpfeilen, Flügeltürern oder der Kompressor-SSK, auch die wichtigsten PKWs und Nutzfahrzeuge. „Adenauer-Mercedes“, der Luxusdampfer 600, Heckflossen, Pontons – oder auch die DTM- und F1-Boliden trifft man im idealen Ambiente. Weil die Herren Daimler und Benz zu den Pionieren der Automobilgeschichte gehören, zeigt das Museum auch Exponate, die noch im 19. Jahrhundert entstanden – wie den Benz Velo von 1896. Übrigens: Schon damals war Bad-Cannstatt wichtig für die PKW-Entwicklung, aber das ist eine andere, spannende Geschichte. Sehr einladend sind auch das Restaurant und speziell der riesige Shop. Ort: Mercedesstraße 100, Stuttgart, zirka 160 Exponate. Der nächstgelegene Rameder Montagepoint: Stuttgart-Wendlingen, Entfernung zum Museum 25 Kilometer.
Platz 5: Klassische Autos in schönster Lage – EFA Mobile Zeiten
Mitten im malerischen Chiemgau, im Ort Amerang, befindet sich eines der schönsten Automuseen im Freistaat: EFA-Museum für Deutsche Automobilgeschichte heißt es und ist von München aus prima zu erreichen. Gegründet wurde es vom Unternehmer und Sammler Ernst Freiberger, einem echten Ameranger, daher das Kürzel EFA. In neu gestalteten Räumen wird multimedial viel Hintergrundinformation zu den Fahrzeugen und ihrer Zeitgeboten geboten. Aber was gibt es in diesem Museum zu sehen? Besucher erwartet eine spannende Zeitreise durch die deutsche Automobilgeschichte, beginnend mit der ersten Motor-Kutsche über die Autoskulpturen der 1920er und 1930er Jahre und die legendären Kleinwagen der ersten Wirtschafswunderjahre bis hin zu großartigen Sportwagen-Ikonen und zu aktuellen Modellen. Gigantisch ist das kulinarische Angebot in Museumsnähe. Ein Tipp sind die Ameranger Hofstub’n und ihre lecker-nachhaltigen Speisen. Ort: Wasserburger Str. 38, Amerang, zirka 70 Exponate. Der nächstgelegene Rameder-Montagepoint: München-Garching, Entfernung zum Museum 74 Kilometer.
Platz 4: Alles über den Herrn der Ringe: August-Horch-Museum
Der Pfälzer Ingenieur August Horch war ein Pionier des Fahrzeugbaus – und überaus umtriebig. 1904 zog er mit seinem Unternehmen Horch in die sächsische Stadt Zwickau, kurz darauf wurde er ausgebootet. Aber er hielt nur kurz inne und gründete praktisch in Sichtweite seiner alten Firma die Audi-Werke. Audi, die Lateiner wissen das, heißt „ich höre“ – oder auf gut Süddeutsch „Horch“. 1932 wurden Audi und Horch, zusammen mit Wanderer und DKW, zur Auto Union. Dafür stehen noch heute die vier Ringe im Audi-Logo. Der Stammsitz war zwar im nur 60 Kilometer entfernten Zschopau, aber produziert wurde in Zwickau weiterhin. Nach dem Krieg teilte sich die Belegschaft auf. In Ingolstadt entstand DKW und in Zwickau IFA. Beide bauten nach alten Plänen ein fast identisches Auto – den IFA F9 und den DKW F91. In Zwickau liefen dann unter anderem Sachsenring P70, P50 und der Dauerläufer Trabant 600/601 vom Band. Diese spannende Industriegeschichte wird im herrlichen August Horch Museum mit tollen Szenarien, etwa einer alten Tankstelle oder eines DDR-Bungalows, nacherzählt. Rund 160 Fahrzeuge aus allen Epochen sind zu bestaunen und sogar die alten Gebäude sind Teil des Konzeptes. Auch sie haben schließlich viel zu berichten. Ort: Audistr. 7, Zwickau, zirka. 160 Exponate. Der nächstgelegene Rameder-Montagepoint: Zwickau, Entfernung zum Museum 4 Kilometer.
Platz 3: Framo, Barkas und ostdeutsche Geschichte – ZeitWerkStadt
Das Frankenberger Fahrzeugmuseum verdankt seine Existenz hauptsächlich dem Gemeinnützigen Förderverein Fahrzeugmuseum Frankenberg/Sa. e.V. Dort sind viele ehemalige Mitarbeiter der Framo (Frankenbergmotorenwerke) aktiv. Nach dem vor kurzem abgeschlossenen Umzug in die ZeitWerkStadt in der Chemnitzer Straße kann sich die von den Mitgliedern liebevoll zusammengestellte und restaurierte Sammlung wirklich sehen lassen. Außerdem trifft man immer wieder auf Menschen, die fachkundig über die Autos erzählen können, denn bereits seit 1927 produzierte man in Frankenberg Kleintransporter. Die erste DDR-Neuentwicklung bei Framo wurde bereits 1951 vorgestellt – der V901 mit dem Dreizylinder des IFA F9. Wie der Name schon sagt: Der Motor hatte einen Hubraum von 901 Kubikzentimetern. Die Leistung lag bei 24,5 PS. Ab 1954 – und bis 1961 – wurde der 901/2 gebaut. Er bot neue Bremsen, ein überarbeitetes Fahrwerk, eine geglättete Karosserie und einen Motor, der nun 28 PS zur Verfügung stellte. Bereits mit dem Baujahr 1957 wurde der Framo in Barkas umbenannt. Natürlich zeigt das Museum alle erdenklichen Versionen der Framo- und Barkas-Baureihen. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist der fahrbereite Prototyp des nie in Serie gegangenen Barkas B-1100. Ort: Chemnitzer Str. 64, Frankenberg, zirka 100 Exponate. Der nächstgelegene Rameder-Montagepoint: Dresden, Entfernung zum Museum 59 Kilometer.
Platz 2: Der PS.Speicher – das größte Automobilmuseum der Welt
Die ehemalige Hansestadt Einbeck liegt in der Nähe der Northeimer Seenplatte, und der westliche Harz ist auch nicht weit. Dass der Ort für seine Braukunst bekannt ist und Einbecker Mönche das Bier einst sogar zu den Bayern brachten, ist Fakt. Heute bringen aber auch Leute aus dem südlichen Freistaat ihre mobilen Schätze in den PS.Speicher, wenn sie selbst nicht mehr fahren können oder die Sammlung auflösen. Denn das angeblich größte Automobilmuseum der Welt wächst und wächst: 2.500 Exponate an fünf Standorten werden präsentiert. Für einen Besuch muss man daher viel Zeit mitbringen. So warten im „PS.Depot Automobil“ vornehmlich PKWs aus der bundesdeutschen Wirtschaftswunderzeit – VW, BMW, Borgward stehen hier, aber auch etliche interessante Einzelstücke. „Im PS.Depot Kleinwagen“ sind Winzlinge aus verschiedenen Epochen untergebracht. Für Hobbyfotografen lohnt sicher auch die Ausstellung „Moorleichen aus Blech“, die den Verfall von Autos dokumentiert. Und dann gibt es auch noch das „PS.Depot LKW + Bus“ mit den schweren Geräten und das sehr spannende „PS.Depot Motorrad“, das sich der langen Zweiradgeschichte widmet. Ort: Tiedexer Tor 3, Einbeck, zirka 350 Exponate. Der nächstgelegene Rameder-Montagepoint: Hannover/Barsinghausen, Entfernung zum Museum 84 Kilometer.
Platz 1: Das Automuseum PROTOTYP – Rares und Wahres aus Leidenschaft
Das Automuseum PROTOTYP ist definitiv unser Spitzenreiter. Denn das, was in der Hamburger Speicherstadt zu sehen ist, wird nicht nur mit Leidenschaft präsentiert, sondern eben auch mit maximaler Akribie. Die ist tatsächlich nötig, denn im PROTOTYP werden auf drei Etagen besondere Teile Automobilhistorie auf beeindruckende Weise lebendig. Unter dem Motto „Personen. Kraft. Wagen.“ werden auch spannende Geschichten erzählt, die man sonst vergessen würde – und das wäre ein fataler Frevel. So zum Beispiel die des Porsche Typ 64. Das Fahrzeug stammt aus dem Baujahr 1939 und ist das erste Auto, den der Porsche-Schriftzug zierte. Er begründete Tradition des Herstellers als Sportwagenbauer. Seine Existenz verdankt er einem Nazipropagandarennen, das von Berlin nach Rom führen sollte, aber nicht mehr stattfand. Beim Typ 64 handelt sich um eine 35 bis 40 PS starke Rennversion des „KdF-Wagens“, also des späteren Käfers.
Einer von insgesamt 14 gebauten VW-Prototypen, die im Jahr 1939 gebaut wurden, existiert noch. Dieses perfekt restaurierte Auto trägt die Fahrgestellnummer 1-00003 und begeistert die Besucher des Hamburger Museums. Warum es in Zuffenhausen und noch nicht in Wolfsburg gebaut wurde, wird in der Ausstellung genauso erklärt, wie der Begriff „Fetzenflieger“ für den vom österreichischen Unternehmer, Fahrzeugentwickler und Motorsportler Otto Mathé gebauten Rennwagen mit 1,5-Liter-Porsche-Boxer. Die Antwort geht, grob zusammengefasst, so: Weil Mathé die seitlichen Motorraumabdeckungen zum schnellen Wechsel der Zündkerzen aussparte und mit einem Textilbezug bespannte, der zudem als Luftfilter diente, konnte dieser Stoff sich bei Fehlzündungen entflammen. Und in Fetzen durch die Gegend fliegen. Mathés Schaffen und seine genialen Ideen sind ein wichtiger Teil des Museums PROTOTYP – der Besuch ist ein Muss für historisch interessierte Technikfans. Ort: Shanghaiallee 7, Hamburg, zirka 50 Exponate, Der nächstgelegene Rameder-Montagepoint: Norderstedt, Entfernung zum Museum 24 Kilometer.
Bildnachweise
- Porsche Museum/Porsche Presse
- Technikmuseum Sinsheim
- Verkehrsmuseum Dresden
- Frey Automuseum GmbH
- Mercedes-Benz Museum/Daimler Presse
- Ernst Freiberger-Stiftung für EFA Mobile Zeiten
- August Horch Museum Zwickau
- Die ZeitWerkStadt Frankenberg
- PS. Speicher Einbeck
- Automuseum PROTOTYP (Porsche Typ 64)
- STAUD STUDIOS GmbH (Volkswagen Prototyp 1939 im Automuseum PROTOTYP)
- Automuseum PROTOTYP (Mathés "Fetzenflieger")