Die Miniaturausgabe: Opel GT
Was Opel-Designer Erhard Schnell da entwarf und als Prototyp GT Experimental 1965 auf der IAA präsentieren durfte, war aufregend: Ein wunderschönes Sportcoupé, das man der Marke, die sonst biedere Kadetten oder Rekord-Limousinen fertigte, gar nicht zutraute. Der von 1968 bis 1973 verkaufte GT fiel dank seiner weit in das Dach hineingezogenen Türausschnitte und dem sogenannten „Coke-Bottle-Shape“ tatsächlich positiv aus dem Rahmen. Der Kotflügelschwung erinnert tatsächlich an eine Colaflasche aus den Fifities – und damit auch an die nahezu zeitgleich bei der Konzernmutter General Motors entworfene Chevrolet Corvette C3. Die Corvette ist im Prinzip der verdammt große Bruder des GT und wurde, wie das Opel-Coupé, aus dem Firmenbaukasten erstellt. Beim Rüsselsheimer kamen daher brave Motoren aus Kadett und Rekord zum Einsatz, das heißt, 60 bis maximal 90 PS mussten reichen – ein echter Volkssportler war der GT also eher nicht. Die „Schlafaugen“-Scheinwerfer wurden übrigens ganz simpel mittels eines am Mitteltunnel platzierten Hebel aus- und eingefahren.
Der Besungene: Ford Mustang
Schon 1965 schrieb Mack Rice den Song „Mustang Sally“ – Soulsänger Wilson Pickett machte das Lied im Jahr darauf zum großen Hit. Ein Wunder ist das nicht, denn das für amerikanische Verhältnisse mit 4,60 Metern Länge recht kompakte Auto war kommerziell extrem erfolgreich: Bereits am ersten Verkaufstag, dem 17. April 1964, wurden 22.000 Fahrzeuge bestellt. Aber war der Mustang das erste Ponycar, wie oft kolportiert wird? Das lässt sich nicht exakt belegen. Die Mischung aus sportlichem Auftritt, biederer Großserientechnik, relativ geringen Abmessungen und günstigem Preis machte aus dem auf Basis des Ford Falcon entstandenen Mustang tatsächlich zum ersten Superstar unter den Ponycars. Und das obwohl Chevrolet mit dem Corvair schon vier Jahre vorher ein ähnliches Konzept verfolgte. Das Innovative am Mustang war demnach nicht die Technik, auch nicht das wirklich gelungene Design der ersten Serie – es war das Marketingkonzept. Dieses sprach die jugendliche Zielgruppe direkt und perfekt an. Dass viele junge Leute mit dem in der einfachsten Ausführung nur 100 PS starken Auto nicht zufrieden waren, merkte man bei Ford rasch und bot immer stärkere Antriebsstränge an. Carroll Shelby machte schon 1965 ein über 300 PS starkes Kraftpaket aus dem Mustang. So wurde das Ponycar zum Muscle Car und erreichte sogar im Film Berühmtheit: Steve McQueen war in „Bullitt“ ziemlich rasant in einen dunkelgrünen 1968er Mustang Fastback unterwegs.
Der Dauerrenner: VW Golf GTI
In den wilden siebziger Jahren etablierte sich das Tuning und auch die Hersteller setzten auf Sportlichkeit. Escort RS oder Rallye Kadett malten ihre Ausrufezeichen beim Ampelstart in den Asphalt. Der Inbegriff eines „Volkssportlers“ ist allerdings bis heute der Golf GTI. Die erste Serie kam 1976 auf den Markt – und da gab es sowohl den Scirocco GTI/GLI als auch den Audi 80 GTE schon. Aber der kantig-praktische Golf wurde rasch zum Massenautomobil, auch die schnelle Variante beschleunigte dementsprechend beim Abverkauf. Die Buchstabenkombination, die eigentlich für „Grand Tourisme Injection“ steht, wurde folglich zum Inbegriff einer ganzen Fahrzeuggattung. Der erste Gold GTI hatte – nur für heutige Verhältnisse bescheidene – 110 PS, was bei einem Leergewicht von rund 800 Kilo für reichlich Fahrspaß sorgte. Karositze und Golfball-Schaltknauf waren zeittypisch. Und weil mancher GTI-Fahrer nach noch mehr Leistung lechzte, hatten Fahrzeugtuner wie Oettinger und Abt „heiße“ Optionen parat. Natürlich ist der GTI ist auch innerhalb der aktuellen, achten Generation des kompakten Wolfsburgers besonders sportlich.
Das dynamische Julchen: Alfa Romeo Giulia
Der Vorgänger war ein Traumwagen im Mittelklasse-Maßstab und hieß „Giulietta“, aber die Verniedlichung des Mädchennamens ließ das italienische Traditionsunternehmen Alfa Romeo ab 1962 weg. Da erschien die kantige, durchaus familientaugliche Limousine namens Giulia. Das Design ist unverwechselbar, der sportliche Auftritt auch: Denn die Motoren mit dem an sich bescheidenen Hubraum von 1,3 bis 1,6 Litern konnte man, eine ordentliche Aufwärmphase vorausgesetzt, schön hochdrehen. Der kantigen Giulia sah man zudem nicht an, dass sie im Windkanal eine mehr als ordentliche Figur abgab. Vergessen sollte man den Dieselmotor, der gegen Ende der 16-jährigen Bauzeit angeboten wurde, erinnern muss man sich aber an den Spider, das schicke Coupé und die im Rennsport der 1960er Jahre sehr erfolgreichen GT und GTC. Sie alle waren echte Giulias und sind heute Teil des Alfa-Romeo-Kanons. Ob die seit 2016 angebotene Giulia-Baureihe, die intern schnöde „952“ heißt, auch ein Klassiker wird?
Neue Klasse: BMW 2002
Mit der sogenannten „Neuen Klasse“, also mit den Baureihen 115, 118 und 120 startete BMW ab 1962 in die Zukunft – und wendete nebenbei den drohenden Konkurs ab. Kompakt und sportlich wurde es erst recht mit der eher kompakten Baureihe 114, die man landläufig mit dem Kürzel „02“ bezeichnet. Von 1966 bis 1977 blieben diese Modelle im Programm und wurden vom „Dreier“ optimal abgelöst. Speziell die Topmotorisierung, also die Zweiliter-Varianten, waren sehr dynamisch. Schon die Version mit „nur“ einem Vergaser leistete beachtliche 100 PS bei nur rund einer Tonne Leergewicht. Mit Doppelvergaser lagen 120 PS an, der anfällige Turbolader sorgte dafür, dass 130 Rennpferde losgaloppierten. Im Motorsport, besonders in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft, sorgten Power-Ableger für Furore. Heute sind alle „02er“ echte Klassiker, besonders die Baur-Cabrios sind rar und gesucht.
Bildnachweise
- FCA Group Italy
- Hagerty
- Ford Press USA
- Volkswagen Presse
- Manfred Hellmann/Fahrzeugbilder.de
- Mecum