Wer einmal eines der Vorgängermodelle des aktuellen Berlingo gefahren hat und jetzt umsteigt, wundert sich, denn der vielseitige Familientransporter schiebt beim flotten Einlenken kaum mehr über die Vorderräder und lässt sich sehr gutmütig bewegen. Das Fahrwerk ist straff und bequem, die Verarbeitung des Autos ist insgesamt genauso angenehm, wie die entspannte Art der Vorwärtsbewegung.
Der Diesel nagelt kaum noch
Mit 99 PS (73 kW) ist 1,6-Liter Diesel nun alles andere als ein Sportgerät. Aber sein Drehmoment von 254 Nm reicht, um auch schwere Transporte von A nach B zu bewältigen. Trotzdem wird der frischgebackene Familienvater, der von Coupé oder Cabrio auf das rollende Kinderzimmer umsteigt, den Fahrspaß vermissen. Denn bei aller Agilität bleibt Citroëns Mini-Lastesel einfach eine freundlich unspektakuläre Sänfte. Allerdings hat man dem Multispace mehr Komfort, eine innenstadttauglichere Federung und eine endlich ordentliche Lenkung spendiert. Übermäßig direkt ist die zwar nicht, aber der Berlingo soll ja keine Rallye gewinnen – es muss sich auch dann noch gut steuern lassen, wenn das Ladevolumen von 3.000 Litern bzw. 500 Kilogramm ausgeschöpft wird – oder wenn eine Anhängerkupplung den Selbstzünder fordert. Deshalb braucht der Wagen auch knapp 13,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 166 km/h, aber dann pfeift es um Ecken und Kanten.
Ist der Verbrauch ok?
Gut, Autohersteller schwindeln beim Verbrauch recht dreist: So gibt Citroën für den Berlingo einen Durchschnittsverbrauch von 4,2 Litern an. Das wird im Alltag nie und nimmer zu erreichen sein. Im Test sind es rund 6 Liter Diesel, die sich der Motor genehmigt. Das ist aber völlig in Ordnung, denn auch, wenn der Berlingo deutlich gefälliger designt wurde als seine kantigeren Vorgänger, so ist und bleibt er bauartbedingt eine „rollende Schrankwand“. Das merkt man auch, wenn man das Fahrzeug durch stürmische Winde bewegt. Da schüttelt es ihn, analog zu Caddy, Zafira, Sharan, Kangoo, Multipla oder Galaxy ganz ordentlich durch. Aber auch hier wirkt sich das Fahrwerk positiv aus, denn es hilft, die „Schrankwand“ relativ stressfrei durch Wind und Wetter zu steuern.
Transporter für die Familie – ein Himmel voller Ablagen
Der Berlingo bietet überall Ablageflächen und jede Menge Stauraum, auch im Fahrzeughimmel – und das bei einer vergleichsweise geringen Länge von 4,38 Metern. Für größere Familien lassen sich in der höchsten Ausstattungsvariante zwei Sitze für die dritte Reihe ordern. Die kosten dann 700 Euro, haben aber einen entscheidenden Nachteil: Der Kofferraum fasst dann noch maximal 100 Liter – an eine Reise ist so nicht mehr zu denken. Insgesamt ist der Berlingo durchdacht und praktisch. Ein Ärgernis ist die Gepäckraumabdeckung, denn die lässt sich – anders als bei der Konkurrenz – eben nicht hinter den Sitzen verstauen. Die muss man zuhause zwischenlagern. Deshalb lässt man sie am besten gleich im Keller verschwinden. An nützlichem Zubehör mangelt es dem pfiffigen Franzosen nicht: So stehen unter anderem ein Parkassistent mit Rückfahrkamera, ein Citynotbremsassistent und eine recht zweckmäßig-simple Multimediaeinheit zur Verfügung.
Der Méhari kommt wieder und bietet offenherzigen Elektrospaß
Citroën war schon immer eine besondere Firma, das dokumentieren DS, CS, Ente oder Méhari. Letzterer war ein von 1968 bis 1987 gebautes Fun-Car auf Basis der Dyane. Offenherzig, witzig und recht simpel gestrickt, wurde der konsequent auf Freizeit gepolte Kunststoffwagen zum Kultobjekt. Und nun ist er wieder da – vorerst nur in Frankreich, aber bald auch hierzulande: Mit Retrokarosserie erinnert der E-Méhari eindeutig an sein erfolgreiches Vorbild. Die bisher bekannten Fahrwerte sind ähnlich bescheiden. Denn der lautlose Gleiter soll maximal 110 km/h schnell – oder besser: langsam – sein. Er ist halt einer für den Urlaub – und da muss man nicht rasen. Umweltschonend ist er auch, man kann ihn also ohne schlechtes Gewissen über die Nordseeinsel oder durch das Allgäu bewegen. Innerorts soll eine Ladung der wasserdicht verpackten Batterie für 200 Kilometer Fahrspaß reichen. Das ist ordentlich, aber nicht wirklich innovativ. Aber muss man vom Méhari auch nicht erwarten. Schließlich war auch das „klassische“ Vorbild im Prinzip „nur“ eine aufgeblasene Ente bzw. Dyane, also einfach simpel, entschleunigend und kultig.
Fazit: Auf jeden Fall baut Citroën wieder ricchtig gute Autos. Der Berlingo ist für kleine Familien eine sehr gute und preiswerte Wahl. Wer auf der Nordschleife gewinnen oder wenigstens auf der Autobahn die linke Spur „erobern“ will, der kauft sich aber besser ein anderes Fahrzeug, denn der Van ist eher ein gemütlicher, gutmütiger Typ. Und der neue Méhari? Das ist ein stiller und spaßiger Geselle für die luftigen Momente des Lebens. Dieses Auto mietet man sich, wenn man auf der Urlaubsinsel umweltschonend unterwegs sein will.
Datenblatt
Technische Daten Citroën Berlingo Multispace | |
Hubraum (ccm) | 1.560 |
Zylinder | 4 |
Leistung (PS / kW) | 99 / 73 |
Drehmoment (Nm) | 254 |
Beschleunigung 0-100 km/h (Sekunden) | 13,4 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 166 |
Verbrauch (Liter) laut Citroën, kombiniert | 4,2 |
Verbrauch (Liter), Test | 6,1 |
CO²-Emission /g/km), laut Citroën | 109 |
Maße und Fakten | |
Radstand (mm) | 2.728 |
Gesamtlänge (mm) | 4.380 |
Höhe bei Leergewicht (mm) | 1.801 |
Breite mit aus-/eingeklappten Außenspiegeln (mm) | 1.810 |
Wendekreis (m) | 11,54 |
Gepäck-/Laderauminhalt (Liter) | 100 – 3.000 |
Maximale Anhängelast gebremst (12% Steigung) und ungebremst (kg) | 1.300 / 690 |
Preis (Euro) ab | 17.850 |