Freitag, Tag der Anreise
Nach 5h Autofahrt und einer zurückgelegten Strecke von 500 km waren wir in der grünen Hölle, dem beliebten Pilgerort von Petrolheads und Motorsportfans aus der ganzen Welt. Jetzt hieß es ein Nachtlager für zwei Tage zu finden. Entlang der Rennstrecke gibt es viele Campingplätze und andere Übernachtungsmöglichkeiten. Wir entschieden uns für den Campingplatz: „Camping am Nürburgring“, da wir von dort aus sehr schnell zu den Haupttribünen und zum Fahrerlager gelangen konnten. Am Campingplatz angekommen, wurde uns für 21,- EUR pro Person/Nacht Stellplatz 46 zugewiesen. Mit der Zahl 46 konnten wir als Biker viel anfangen, schließlich ist das die berühmte Nummer von „The Doctor“ – dem italienischen Motorradrennfahrer mit 9 Weltmeistertiteln. Auf dem Campingplatz konnten wir mit dieser Zahl leider nicht so viel anfangen. Die Zahlen waren nur auf der Karte eingetragen, aber auf dem Campinggelände wurde darauf verzichtet. Wir drehten mit dem Auto einige erfolglose Runden über den Campingplatz und fanden durch die Hilfe anderer Camper schließlich Stellplatz 46, der leider besetzt war. Wir drehten erneut einige Runden über den Campingplatz, um eine andere Stelle zu finden. Nach erfolgloser Suche ging es zurück zum Eingang des Campingplatzes um Rat zu erfragen. Daraufhin wurden wir nach unserer Ausrüstung gefragt und wir antworteten: „3-Mann-Zelt“. Diese Antwort bescherte uns den wohl coolsten Stellplatz auf dem Zeltplatz mit eigenem Garten und Springbrunnen, direkt am Hauptgebäude des Zeltplatzes.
Jetzt musste nur noch das Zelt aufgestellt werden, um dann endlich zum gemütlichen Teil überzugehen. Im Auto wartete in einer Kühltasche verstaut ein Kasten Bier. Das Zelt aufzustellen gestaltete sich schwieriger als gedacht. Die Heringe fehlten! Nach kurzen Überlegungen selbst Heringe zu schnitzen ging der Weg wieder in Richtung Hauptgebäude, in dem sich zu unserem Glück ein Kiosk befand, der sogar Heringe für den Zeltaufbau in seinem Sortiment hatte. Für 10 Euro kauften wir Zeltheringe, stellten unser Zelt auf, griffen zum Bier und erkundeten den Zeltplatz, diesmal jedoch zu Fuß.
Samstag, das Rennen startet
Den Tag begannen wir mit dem Anzünden des Einweggrills und einem ausgewogenen Bratwurst-Frühstück. Nebenbei beobachteten wir, wie der ADAC die Stromzufuhr an einem Fahrzeug gegenüber von uns wiederherstellte. Danach holten wir unsere Tickets aus der Tasche und fuhren mit dem Shuttle-Bus vom Campingplatz direkt in die „Grüne Hölle“. Mit unseren Tickets hatten wir Zugang zu allen Tribünen und zum Fahrerlager. Bis zum Rennbeginn war noch genügend Zeit um das Fahrerlager zu inspizieren, die schnellen Tourenwagen und Gran-Turismo-Fahrzeuge aus nächster Nähe zu erleben und die sexy Outfits der Grid-Girls zu begutachten.
Die Zeit im Fahrerlager verging wie im Flug und das Rennen sollte in wenigen Minuten starten. Den Start verfolgt man am besten von einer der Haupttribünen. An der Tribüne angekommen wurde uns mitgeteilt, dass alles voll ist und wir deshalb im Moment keinen Zutritt zu dieser Tribüne bekommen konnten. Da hatten wir uns als Neuankömmlinge in der grünen Hölle wohl etwas verkalkuliert, denn wir nahmen an, mit unseren Tickets zu jedem Zeitpunkt auf die Tribünen zu gelangen. Zum Glück fanden wir auf der nicht überdachten Tribüne T5a Plätze, denn den Start wollten wir auf keinen Fall verpassen.
Rennstart 15:30 Uhr, die 24 Stunden laufen. Der Mercedes von Maro Engel ist an der Spitze, gefolgt vom Schubert BMW mit Jürg Müller am Steuer. Auf Position drei und vier liegen die beiden Haribo-Mercedes mit Maximilian Götz und Uwe Alzen. Wenige Minuten nach dem Start der erste Aufreger, eine Gewittermeldung wurde herausgegeben. Der Himmel wurde immer dunkler und erste Regentropfen fielen. Wir beobachteten das Rennen noch einige Zeit von der Tribüne T5a und beschlossen unser Glück auf der überdachten Mercedes Tribüne (T4a) zu versuchen. Von hier aus hat man einen großartigen Blick auf das „Yokohama S“, eine Kurve die sehr viel Action verspricht.
Über die Lautsprecher wurde gemeldet, dass starker Regen im nördlichen Teil der Rennstrecke den Piloten zu schaffen macht. In der Armeberg-Kurve flog ein Auto nach dem anderen ins Kiesbett, gleichzeitig wurde im Streckenbereich „Fuchsröhre“ starker Hagel gemeldet. Das Rennen wurde wenige Minuten später mit der roten Flagge unterbrochen. Die Rennleitung teilte über Lautsprecher mit, dass der Neustart in frühestens 90 Minuten möglich ist.
Wir hatten super Plätze auf der Mercedes Tribüne aber leider keine fahrenden Autos auf der Rennstrecke mehr. Jetzt hieß es Plätze behalten und Geduld zu bewahren, also warteten wir ab und tranken Kaffee, gefolgt von ein paar Bier. In der Reihe hinter uns saßen Zuschauer, die sich die App zum 24h-Rennen aufs Handy geladen hatten und uns mit News versorgten. Der Neustart des Rennens wurde immer weiter nach hinten geschoben und wir frequentierten den Getränkestand noch einige Male. Kurz vor 19 Uhr verkündigte die Rennleitung den Start der neuen Einführungsrunde mittels des Stands nach Runde 4, aufgeteilt in 3 Gruppen. Aus einer geplanten Einführungsrunde nach der Rennunterbrechung wurden zwei weitere Einführungsrunden. Dann endlich, um ca. 20.00 Uhr wurde das Rennen wieder freigegeben und die Fahrzeuge jagten mit Regenreifen über die Piste.
Nach dem Neustart konnte sich der Schubert BMW an Position 1 kämpfen. Auf den Plätzen 2 und 3 fuhren die beiden Haribo Mercedes. Kurze Zeit nach der Führungsübernahme durch den BMW sieht man beim Erstplatzierten eine gewaltige Rauchwolke und der Führende musste aufgrund eines Motorschadens das Rennen vorzeitig beenden. Von nun an ist Mercedes das Maß der Dinge.
Da die Nacht kühl war und es uns auf den Tribünenplätzen so langsam ungemütlich wurde, machten wir uns erneut auf den Weg ins Fahrerlager. Hier war während des Rennes richtig was los. Die Wagen mussten in die Box um Reifen zu wechseln, nachzutanken, Fahrer zu tauschen oder Probleme am Fahrzeug zu beheben.
Mindestens genauso beliebt wie das 24h-Rennen sind die Partys rund um den Nürburgring. Auf jedem Zeltplatz, als auch auf dem Renngelände, fanden unzählige Partys statt. Zum Beispiel konnte man im Bereich der 24h-Markenwelt das UEFA Champions League Finale zwischen Real und Atlético Madrid live am Bildschirm miterleben. Nach einigen Stunden 24h-Rennen, Party und Fußball gingen wir zurück zum Zeltplatz um nach kurzem Powerschlaf das Rennen weiter zu verfolgen.
Sonntag, das unglaubliche Finale
Wir sind zurück auf der Haupttribüne. An der Überlegenheit von Mercedes hatte sich über Nacht nichts geändert. Die Frage ist nur: Welcher AMG Mercedes macht das Rennen?
In der letzten halben Stunde des Rennens betrug der Vorsprung vom Team HTP-Motorsport (Nr. 29) mit Fahrer Christian Hohenadel eine knappe Minute. Christian Hohenadel musste jedoch nochmal in die Box, konnte die Führung nach dem Stopp aber knapp behaupten. Maro Engel vom Team Black Falcon kommt der Nr.29 immer näher und geht nach einem sehr aggressiven Überholmanöver in Führung und gewinnt das Rennen. Zweiter wurde der Wagen von HTP-Motorsport. Als dritter kam der Haribo-Mercedes mit der Nr. 88 ins Ziel. An vierter Position fährt der Mercedes mit der Nr. 9 über die Zielgerade. Ein Vierfachersieg für Mercedes – Was für ein Riesenerfolg für den Autohersteller aus Stuttgart. Das Rennen war entschieden, wir brachen die Zelte ab und begaben uns auf die lange Heimreise.
Mein Fazit
Das 24h-Rennen macht seinem legendären Ruf alle Ehre. Ich würde es auch als ein Rennen der Sinne bezeichnen, denn die Augen bekommen nicht irgendein Autorennen zu sehen. Ich erlebte Sonnenunter- und Sonnenaufgang in der „Grünen Hölle“. Durch die verschiedenen Wetterlagen gab es bemerkenswerte Naturschauspiele mit faszinierenden Lichtreflektionen. Der Geruch von Benzin und abgefahrenen Reifen sowie der gigantische Sound der Motoren hatten etwas Unbeschreibliches. Es gab spannende Duelle und wir erlebten eine unglaubliche Stimmung. Man kann es nicht in Worte fassen, sondern muss live dabei sein. Die Nordschleife hat definitiv einen Fan mehr. 2017 – ich bin dabei!