Im Internet, den einschlägigen Automagazinen, den Anzeigenblättern und Tageszeitungen sind derzeit viele Gebrauchtwagen zu finden. Man kann also das sprichwörtliche Schnäppchen machen – oder sich eine „Gurke“ andrehen lassen. Wer ein paar einfache Tipps beachtet, fährt allemal besser.
Autohändler sind eine gute Wahl
Der Händler vor Ort ist eine gute, erste Anlaufstelle. Er inseriert meist auch im Internet, man kann das Wunschauto aber auch zeitnah besichtigen. Außerdem will der Händler Neukunden in seiner Region gewinnen und sich die Servicearbeiten und Werkstattbesuche sichern, also vermutlich seriös beraten. Er ist also in der Regel eine gute Anlaufstation, zumal er auch – im Gegensatz zum Privatverkäufer – Garantie gewährleisten muss. Generell sollte man beim Gebrauchtwagenkauf in der Nähe bleiben. Entfernungen von mehr als 400 oder 500 Kilometern lohnen nur bei teuren Autos oder Oldtimern.
Zunächst mal die Anzeige richtig lesen – und dann nachfragen
In den Annoncen listen Händler wie Privatleute in der Regel alle Vorzüge des offerierten Fahrzeugs auf. Speziell bei den Internetportalen wie Autoscout kann der Verkäufer durch Häkchensetzen ins Detail gehen. Bei der Besichtigung sollte man daher alle Angaben Punkt für Punkt überprüfen. Ist das Auto scheckheftgepflegt und sind „alle KD“ (Kundendienste) gemacht? Lassen Sie sich die Einträge zeigen. Diese sollten lückenlos sein und es sollten die vom Hersteller empfohlenen Serviceintervalle eingehalten worden sein. Sind angeblich Bremsen, Kupplung oder andere relevante Teile gewechselt worden, so lassen Sie sich dafür die Rechnungen und Belege zeigen. Prüfberichte von TÜV und Dekra sollte man ebenfalls unter die Lupe nehmen, denn in diesen Dokumenten werden auch kleinere Mängel vermerkt.
Hatte der Wagen einen Unfall?
Man sollte sich unbedingt vergewissern, ob das Fahrzeug Vorschäden aufweist oder nach einem Unfall repariert wurde – und was genau erneuert werden musste. Formulierungen wie „ohne Vorbeschädigungen durch Unfall oder sonstige Beschädigungen“ bzw. „Unfallfreiheit“ gehören unbedingt in den Kaufvertrag. Dies sichert Sie für den Fall der Fälle ab. Der Satz „ohne erkennbare Unfallschäden“ reicht indes nicht aus. Denn der Wagen könnte ja trotzdem Schäden haben, die man nur nicht direkt mit bloßem Auge bemerkt. Im Falle von reparierten Vorschäden soll man sich unbedingt die entsprechenden Werkstattbelege und Rechnungen zeigen lassen.
Ein Auto kauft man niemals allein
Wer allein auf Kauftour geht, lässt oft sein Herz entscheiden. Zu zweit geht man die Sache nüchterner an. Nehmen Sie also einen Freund mit, am besten einen, der etwas von Autos versteht. Haben Sie einen kompetenten Berater an Ihrer Seite, fällt es schwerer, Sie übers Ohr zu hauen. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, können Sie auch einen Termin beim ADAC vereinbaren bzw. im Rahmen einer Probefahrt eine Werkstatt ansteuern und das Auto dort vom Profi auf der Hebebühne checken lassen. Wenn der Händler sich dagegen sträubt, dann lassen Sie die Finger von dem Wagen.
Probefahrt in aller Ruhe
Schauen Sie sich vor der Probefahrt Reifen und Felgen näher an: Ein unregelmäßig abgefahrenes Profil kann auf Schäden am Fahrwerk und Achsen hindeuten. Schrammen in den Felgen zeugen von unliebsamen Bekanntschaften mit dem Bordstein – und das mag das Fahrwerk auch nicht gern. Überprüfen Sie auch die Beleuchtung, die Scheibenwischer, Heizungs- und Lüftungsanlage, Schiebedach, Klimaanlage, Multimediaeinheit und alle Hebel, Knöpfe und Anzeigen am Armaturenbrett. Während der Probefahrt sollte Ruhe herrschen – das Radio bleibt also ausgeschaltet und Gespräche sollte man auf später verschieben. Die Handbremse muss fest arretieren und greifen, die Kupplung muss ruckelfrei und ohne durchzurutschen arbeiten, die Gänge müssen sich ohne Hakeln geräuschlos einlegen lassen. Und auch die Fußbremse muss problemlos greifen. Lenkspiel und Geradeauslauf sollten Sie ebenso checken wie den Zustand der Pedalgummis. Auch die Beschaffenheit des Lenkrads, der Sitze und der Türgriffe sagen einiges aus: Sind diese Teile ramponiert oder verschlissen, spricht das für eine hohe Laufleistung des Wagens.
Das ganze Auto anschauen!
Als erstes sollte man sich die Fahrgestellnummer zeigen lassen – und diese mit der Nummer in den Papieren vergleichen. Ehrliche Verkäufer werden sich kaum gegen dieses Vorgehen sträuben. Die am Tacho angegebene Laufleistung, das Erscheinungsbild des Autos und die Intervall-Stempel im Serviceheft müssen zueinanderpassen – wenn das Auto im Vergleich zur Laufleistung unerwartet viele Gebrauchsspuren aufweist, sollten Sie kritisch nachhaken. Die eigentliche Kontrolle beginnt man mit der Außenhaut – und diese macht man unter freiem Himmel. Mögliche Roststellen hängen vom Fahrzeug ab, jedes Modell hat spezifische Schwachstellen. Welche das sind, kann man in entsprechenden Markenforen erfahren. Im Allgemeinen sollte man Kotflügel, Bodenbleche im Innenraum, Unterboden und Domlager (obere Aufhängungen der Federbeine) checken. Reserveradwanne, Tür-, Hauben- und Klappenkanten sollte man ebenfalls inspizieren. Bei Young- und Oldtimern lohnt es sich außerdem, mit dem Magneten über die Außenhaut zu streifen. Blechschäden, die notdürftig mit Spachtelmasse und Lack ausgebessert wurden, spüren Sie so problemlos auf. Überprüfen Sie unbedingt auch die Spaltmaße der Türen und der Motorhaube, des Kofferraums und der Heckklappe. Sind die Spaltmaße unterschiedlich breit, ist die Wahrscheinlichkeit eines Unfallschadens sehr groß.
Was man bei der Technik beachten muss
Wenn Sie ein Fachmann beim Kauf begleitet, kann sich dieser mit Ihnen die Technik genauer anschauen. Wie ist der Zustand der Schläuche im Motorraum, wie ist der Stand bei Öl, Bremsflüssigkeit, Kühlmittel oder Batterie – also: Wie wurde der Wagen gewartet und gepflegt? Weißer Schaum am Ölmessstab oder am Öldeckel weisen auf eine kaputte Zylinderkopfdichtung hin. Ist der Motorraum picobello sauber, dann wurde er vorher einer Wäsche unterzogen. Ein seriöser Verkäufer lässt den Motorraum jedoch „naturbelassen“, denn nur so kann man erkennen, ob das Triebwerk irgendwo leckt.
Fazit
Wer ein gebrauchtes Auto kauft, muss viel beachten. Aber zur Zeit kann er wirklich echte Schnäppchen machen. Eine sehr gute Wahl sind die von den Herstellern direkt angebotenen Gebrauchten, etwa die „Jungen Sterne“ von Mercedes-Benz oder die Fahrzeuge, die Audi über das System „Gebrauchtwagen :plus“ offeriert.