Einfach ist nicht simpel: Hanomag Kommissbrot
Was die Hannoversche Maschinenbau AG zwischen 1925 und 1928 da stolze 15.775 mal verkaufte, hieß eigentlich 2/10, hatte nur zehn PS und wurde schon damals belächelt. Ob seiner Form nannte man das nur rund 370 Kilo leichte Wägelchen „Kommissbrot“. Es bot auf engen Raum allerdings einige sehr innovative Details: So lag der Verbrauch bei vier Litern auf 100 Kilometern – sparsamer war damals kein Serienauto. Der Einzylindermotor hatte mit dem Gewicht des Fahrzeugs keine Mühe, die Dreigangschaltung sorgte dafür, dass dieser erste „Volkswagen“ in der Stadt gut vorankam. Maximal zwei Insassen konnten mitfahren und hatten durchaus Platz. Denn der von Karl Pollich und Fidelis Böhler konzipierte Wagen verzichtete auf die damals üblichen Kotflügel genauso, wie auf Trittbretter. Die beiden kreativen Geister entwickelten einfach die erste Pontonkarosserie. Diese Form setzte sich erst knapp 30 Jahre nach dem Ende der Produktion des 2/10 durch. Der „Kommissbrot“ übte – fast wie ein Rennauto – Verzicht: Eine Tür, ein Scheinwerfer und so gut wie kein Ballast, was dem knapp 2,80 Meter kurzen, als Cabrio, als Limousine und Landaulet lieferbaren Zwerg auch diesen Schmähvers einbrachte: „Ein Kilo Blech, ein Kilo Lack – und fertig ist der Hanomag!“
Weltentdecker: Land Rover
Spencer Bernau Wilks kam 1929 als Geschäftsführer zu Rover. Während des Krieges entdeckter er den amerikanischen Willys Jeep und hatte, gemeinsam mit seinem Bruder Maurice, eine glorreiche Idee: Ein „Land Rover“ musste her, also ein Fahrzeug, mit permanentem Allradantrieb und spartanischer Zuverlässigkeit. Natürlich schielte Wilks auf das Militär als Kunden, doch schon bei den Testfahrten offenbarte Wilks, welche Einsatzzwecke er sich auch vorstellte: Auf der schottischen Hebriden-Insel Islay, seinem Wohnsitz, zeigte der Manager auch zivile Varianten. Denn schon der Name „Land Rover“ sollte signalisieren, dass Farmer und Förster als potentielle Kunden angesehen wurden. Von 1948 bis 2016 blieb der kantige „Naturbursche auf Rädern“ in Produktion. Von unterschiedlichen Radständen und Motorisierungen, sowie einigen wenigen Zugeständnissen an das Komfortbedürfnis abgesehen und vor allem auch durch viele unternehmerische Änderungen beim Hersteller hindurch, blieb das Grundkonzept gleich. Der Land Rover trug mit robuster Technik – und in insgesamt vier Baureihen – weltweit dazu bei, dass auch unwegsamstes Gelände erschlossen werden konnte. Als Rover 1970 mit dem Range Rover das erste Edel-SUV auf den Markt brachte, setzte man eine weitere Idee von Wilks um.
Der Ur-Golf: Fiat 127
Sicher, der Golf ist das meistverkaufte Auto aller Zeiten und ist bis heute nicht nur für den VW-Konzern eine echte Innovation. Kompakte Maße, Heckklappe und viel praktische Sachlichkeit waren aber schon vor dem Start des Wolfsburger Dauerbrenners im Jahr 1974 lieferbar. So zeichnete sich zum Beispiel Fiats Nachfolger des 850 durch ein sehr ähnliches Grundkonzept aus und war ab 1973 eben auch als Drei- und Fünftürer lieferbar. Sicherlich haben sich die Designer um Pio Manzù den Renault 5 näher angeschaut, denn der präsentierte sich bereits 1972 mit großer (Heck)-Klappe. Aber der Fiat war mit Quermotor und Frontantrieb von sich aus sehr modern, und die Optik ähnelt tatsächlich Giorgio Giugiaros „Einser-Golf“. Der Fiat 127 wurde – mit unterschiedlichen Karosserieformen – von 1971 bis 1987 produziert und verkaufte sich mehr als 4,5 Millionen Mal. 1972 wählte man den kompakte Italiener übrigens zu Europas Auto des Jahres.
Freude am Fahren: BMW M3
Bereits 1965 warben die Bayerischen Motorenwerke mit dem Slogan „Aus Freude am Fahren“ und machten ihrem Spruch kurz darauf tatsächlich alle Ehre. 3.0 CSI oder 2002 tii standen und stehen für maximierte Sportlichkeit und somit für Fahrspaß. Schließlich waren auch schon die schwächer motorisierten Versionen agil und technisch „state of the art“. Der logische Nachfolger des 2002 tii ist dann der ab 1986 gebaute erste M3 der Modellreihe E30. Das bis zu 238 PS starke Fahrzeug zeigte die technische Kompetenz des Autobauers und wurde zum Erfolg. Aber nicht nur das, es war auch, zusammen mit dem von 1978 bis 1981 gebauten M1, ein Grundstein für alle weiteren M-Fahrzeuge. Im Gegensatz zum M1 zeigte der M3 aber die Nähe zu den „Normalmodellen“: Er war eindeutig als „Dreier“ erkennbar. Mittlerweile ist „M“ tatsächlich eine eigene Marke im Konzern. Sie bringt Motorsporterfahrung auf die Straße und fasst den bekannten Slogan noch weiter: „BMW M steht für die Faszination an hochdynamischem und sportlichem Fahren.“ Natürlich gibt es immer noch einen M3, der auf dem aktuellen „Dreier“ basiert.
Unter Strom: Jaguar Zero
Bislang existiert der Zero nur als Konzeptfahrzeug, und man kann darüber streiten, ob es DIE Autoikone, den E-Type, wirklich als Elektroauto braucht. Vor allem die „Armaturen“ haben mit dem klassischen Vorbild nichts mehr zu tun, sie wurden auf moderne Zeiten, auf E-Antrieb und Vernetzung, zugeschnitten. Karosserie und Fahrcharakteristik sind aber „klassisch“. Das Design des auf dem 1968er Roadster aufgebauten Sportwagens passt, Gewicht und Einbau des Motors entsprechen dem Original. Bei Jaguar verspricht man „originales Fahrerlebnis“. Auf jeden Fall beeindrucken die Leistungsdaten des Zero: In 5,5 Sekunden sprintet der im Vergleich zum E-Type Roadster um 46 Kilogramm leichtere Stromer aus dem Stand auf 100 km/h. Eine Akkuladung reicht angeblich für sportlich gefahrene 270 Kilometer und Jaguar glaubt, auch andere Klassiker aus der Modellhistorie mit E-Antrieb in die Gegenwart zurückholen zu können.
Bildnachweise
- Hanomag Museum
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