Borgward – Der besessene Tycoon
Carl Friedrich Borgward hatte eine Vision – und die war geprägt von Perfektionismus. So erzählt man sich die Firmengeschichte Immerhin von 1939 bis 1963 existiert das Unternehmen, dessen Vorläufer zunächst Kühler und dann ein offenes Lastendreirad herstellt. Borgward baut dann LKW und PKWs in allen Größen – vom winzigen Lloyd Alexander, der als „Leukoplastbomber“ verspottet, seinen Teil zum Wiederaufbau beiträgt, bis zum eleganten P100. Das Erfolgsmodell, das bis heute den Ruhm Borgwards weiterträgt, ist das Mittelklassemodell Isabella. Der Firmenchef hat es wohl – so ist zu lesen – selber designt. Speziell Cabrio und Coupé sind schlicht zeitlos schön. Im ersten Produktionsjahr 1954 verkauft Borgward 11.150 Isabella. Das Fahrzeug ist Nachfolger des Hansa 1500 und preislich zwischen den Modellen von Opel oder Ford und dem Mercedes 180 angesiedelt. Als das Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage gerät, verweigert die Hansestadt Bremen im Streit mit dem Tycoon einen Kredit und Borgward wird rasch abgewickelt. Der Chef überlebt das Ende seines Lebenswerkes nur um wenige Monate. Aktuell wird die Marke von China aus wiederbelebt.
Bugatti – Betörend schön
Ettore Arco Isidoro Bugatti war ein Visionär, was er zwischen 1909 und 1963 im elsässischen Molsheim auf die Räder stellte, gehört zum schönsten, was die Automobilkunst bis heute erschaffen hat. Ganz nebenbei: Die Fahrzeuge waren auch schnell und im Rennsport überaus erfolgreich. Der Unternehmer stammt aus einer norditalienischen Familie, in der edler Schmuck, Skulpturen und auch Luxusmöbel angefertigt wurden – das Schöne lässt ihn nie los. Bereits zwischen 1900 und 1908 baut er erste Autos in Einzelanfertigung. Aber erst der 1910 vorgestellte Typ 13 wird 435 Mal unter dem Marken-Signet Bugattis gebaut. In den 1920er Jahren trat Bugatti mit dem T41 Royale in Konkurrenz zu Rolls Royce oder Hispano Suiza. Das Auto war technisch besser und auch schneller, verkaufte sich aber nicht. Legendär sind speziell die Rennwagen T35 und T55 oder der gigantische Royale, das meistverkaufte Auto Bugattis ist der T57, den es mit wunderbaren Art-Déco-Karosserien gab. Als Ettore Bugatti 1947 starb, war der eigentliche Automobilbau längst eingestellt, bis 1963 entstehen zirka ein Dutzend Fahrzeuge. Aktuell fertigt VW unter dem Markennamen zum Beispiel den Veyron.
Tatra – Tschechische Stromlinie
1924 entstand durch die Fusion der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft mit der Waggonfabrik Ringhoffer AG in Prag-Smíchov die Firma Tatra. Sie baute schwere Zugmaschinen genauso wie elegante PKWs oder Lokomotiven. Bereits ab 1920 ist der Name „Tatra“ für Automobile ein Begriff, der Erfolg speziell in den 1930er Jahren ist mit genialen Konstrukteur Hans Ledwinka verknüpft. Der Freund Ferdinand Porsches baut zum Beispiel einen Prototyp namens V-570, der technisch und optisch dem späteren KdF-Wagen, dem Käfer, ähnelt. Besonders auffällig an vielen Tatra-Modellen ist die extravagante Stromlinienform, die man bis 1975 beibehält. Dann wird der letzte Luxusliner aus der dritten Serie des 603 gefertigt. Dieser bis zu 105 PS starke wurde insgesamt knapp 20.500 Mal gebaut und vor allem von hochrangigen Politikern und Funktionären des Ostblocks erworben. Der letzte PKW, ein Tatra 700, lief 1999 vom Band, LKWs werden in geringer Menge immer noch gefertigt.
Panhard – Die Pioniere
Panhard & Levassor ist das erste Unternehmen, das serienmäßig Autos herstellt. Bereits 1891 beginnt man in Paris mit der Fertigung. Eine ganze Reihe von Patenten und technischen Errungenschaften lassen sich auf den rasch wachsenden Konzern zurückführen, etwa der Panhardstab, ein Fahrwerksquerlenker, der bei Starrachsen eingesetzt wird. Bis zum Zweiten Weltkrieg baute Panhard vorrangig Luxusfahrzeuge mit Schiebermotoren und LKW, mit dem Neubeginn 1945 stellt man Lastwagen und extravagante, aber eher kompakte PKWs mit Zweizylinder-Boxertriebwerken um Dyna X, Dyna Z oder auch Panhard 24 sind heute Design-Ikonen. Das Unternehmen fertigt bis 1967 Autos, dann geht man im Citroën-Konzern unter. Der Mehrheitseigentümer stoppt die Produktion des 24.
Lancia – Pure Perfektion
Wann ist eine Firma eigentlich am Ende? Der Niedergang des 1909 von Vincenzo Lancia und seinem Freund, dem ehemaligen Fiat-Versuchsfahrer Claudio Fogolin in Turin gegründeten Unternehmens beginnt schleichend mit der Übernahme durch Fiat im Jahre 1969. Es sollte aber bis 2017 dauern, bis Lancia endgültig Geschichte wird. Noch in den 1970er Jahren werden Delta Integrale und speziell der Stratos zu Rallye- und Rennsport-Ikonen, die man heute höchstpreisig handelt. Und zuvor? Lancia baut technisch und stilistisch ansprechende Autos, die ihrer Zeit in der Regel voraus sind. Ihre nach Straßen im Römischen Reich benannten Fahrzeuge speziell der Jahre von 1945 bis 1969 sind in jederlei Hinsicht aufregend: Aurelia, Flavia, Appia, Flaminia und Fulvia stehen für Hightech, aber auch für einen Entwicklergeist, für den wirtschaftliche Belange zweitrangig sind. Diese Autos sind, obwohl Mittelklasse, schön, schnell und innovativ.
Bildnachweise
- Borgward Media
- 3D Artist
- Saab Freunde
- Citroën Press France
- Classic Investments
- Classic Driver UK