Winterreifen bei niedrigen Temperaturen
Bereits seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es Winterreifen – die Erfindung kann man allerdings keinem Unternehmen allein zuschreiben, denn viele verschiedene arbeiteten daran. Dass die finnische Firma Nokian, die später tatsächlich mit dem Handyhersteller Nokia in einem Konzern vereint war, zuerst mit ihrem Kelirengas auf den Markt kam, ist verbrieft. Finnische Winter sind einfach schneereich und kalt. Vor der Entwicklung der Spezialreifen kam man zwar häufig ins Rutschen, wechselte aber die Gummis nicht. Denn natürlich kann man Sommerreifen auf trockenen Straßen auch im Winter fahren – genauso, wie man im Sommer mit den Winterreifen unterwegs sein kann. Allerdings sind die Fahreigenschaften von der Temperatur abhängig: Oberhalb von 7 Grad Plus bremsen Sommerreifen besser, unterhalb sind die Winterreifen klar im Vorteil – ein großes Sicherheitsplus. Dieses wird noch größer, wenn der Untergrund nass oder gar verschneit oder eisig ist. Dann haften die Wintergummis deutlich besser. Ein Grund liegt in der Materialbeschaffenheit. Das Gummi der Sommerreifen härtet bei Kälte schnell aus und verliert so tatsächlich die Bodenhaftung. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Sommer- und Winterreifen ist die Gummierung. Der Winterreifen hat einen höheren Anteil an Kautschuk beziehungsweise an Silica, wodurch der Reifen bei niedrigen Temperaturen thermodynamische Eigenschaften erreicht.
Gibt es eine Winterreifenpflicht?
Nein, niemand ist verpflichtet, auf Winterreifen umzurüsten. Allerdings sollte das Auto, so der Gesetzgeber, dem Wetter entsprechend bereift sein. Der Gesetzgeber spricht daher von einer „situativen Winterreifenpflicht“: Bei Verstößen gegen diese situative Winterreifenpflicht wird ein Bußgeld von 60 Euro, bei Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer sogar eines von 80 Euro fällig. Außerdem bekommt man einen Punkt im Fahreignungsregister eingetragen. Wer diesen Hinweis nicht beachtet, bekommt im Falle eines Falles Schwierigkeiten mit der Versicherung, auch, wenn er selbst eigentlich nicht schuld am Unfall war. Übrigens gelten, zumindest bis zum Jahr 2024, M+S-Reifen auch als Winterreifen – wenn sie vor 2018 gefertigt wurden. Neuere Reifen müssen das „Alpine“-Symbol tragen.
Wie viel Profil braucht ein Reifen?
Generell gilt: Je mehr Profil ein Reifen hat, desto besser sind Traktion und Bremswert. Während ADAC oder AvD mindestens 4 Millimeter empfehlen, rät die Industrie logischerweise mehr – also 5 Millimeter. Gesetzlich vorgeschrieben ist in Deutschland eine Profiltiefe von 1,6 Millimetern. Das kann aber speziell im Bayerischen Wald, im Schwarzwald, im Allgäu, im Harz, in der Sächsischen Schweiz oder auch in verschneiten Regionen Thüringens deutlich zu wenig sein. Bei unseren Nachbarn in Österreich und der Schweiz gelten Winterreifen mit weniger als 4 Millimetern Profiltiefe übrigens als Sommerreifen. Man sollte Reifen überdies nicht jahrzehntelang fahren. Nach sechs bis acht Jahren spätestens sollten man neue Pneus aufziehen, denn die alten härten immer weiter aus. Haltbarer werden Reifen auf jeden Fall mit Pflege, dazu empfiehlt sich ein regelmäßiger Einsatz etwa mit dem Reifenpflegemittel Armor All.
Was bedeuten denn die Zahlen auf dem Reifen?
Man stelle sich vor, man fahre zum Beispiel einen Škoda Kodiaq. Der fährt zum Beispiel gut auf Reifen der Dimension 235 / 55 R18 100 V. Aber was bedeutet das? Die „235“ steht für die Reifenbreite in Millimetern. Hier sind es also 235 Millimeter. Die „55“ beschreibt das Verhältnis der Höhe zur Breite des Reifens, sie beträgt bei diesem Pneu 55%. Das „R“ bezeichnet die Reifenvariante. Es handelt sich in diesem Fall um einen Radial- oder Gürtelreifen – wie bei fast allen modernen Reifen. Bis 1960 waren Diagonalreifen üblich, obwohl der Radialreifen bereits 1948 von Michelin und dem zum damals zum Reifenhersteller gehörenden Fahrzeugbauer Citroën entwickelt wurde. Mit der Zahl hinter dem Buchstaben „R“ wird der Felgendurchmesser in Zoll angegeben – hier also 18 Zoll. Diese Angabe ist besonders beim Kauf von Alurädern, die man getrost auch im Winter fahren kann, wichtig. Weil das tschechische SUV relativ schwer ist, ist auch der Load- oder Tragfähigkeitsindex wichtig. Was kann der Reifen tragen, ohne Schaden zu nehmen? Die Zahl „100“ beschreibt es: Die Maximallast pro Reifen liegt bei 800 Kilogramm. Insgesamt können die vier Pneus also 2.400 Kilo sicher durch die Gegend rollen. Der letzte Buchstabe – hier ein V – kennzeichnet die die Höchstgeschwindigkeit, mit für die die Reifen zugelassen sind. Bei unserem Beispiel liegt das maximale Tempo bei 240 km/h. Die Tabelle endet übrigens mit dem Y und mit 300 km/h – aber für einen solchen Speed stehen freilich nur wenig Winterreifen zur Auswahl, führend ist hier Vredestein.
Wie ist ein Reifen aufgebaut?
Heutige Autoreifen sind – im Gegensatz zum Fahrrad schlauchlos. Den Kontakt zur Fahrbahn hält die Lauffläche. Ihre Lamellen unterscheiden sich bei Sommer- und Winterreifen. Winterreifen weisen bis zu 2.000, meist wellen- oder wabenförmige Lamellen auf, während Sommerreifen mit nur wenigen Einschnitten in die Profilklötze auskommen. Die Lauffläche schützt außerdem die Karkasse. Denn die ist der entscheidende Festigkeitsträger. Sie besteht aus ein bis zwei Schichten Kunstfasern, Kunstseide (Rayon) oder Stahlcordon, die in Gummi eingebettet sind. Der Innerliner schließlich besteht ebenfalls aus Spezialgummi und sorgt dafür, dass keine Luft entweicht. Für eine feste Verbindung von Reifen und Felge ist der Wulst verantwortlich.
Lagerung der Sommerreifen
Wer seine Reifen nicht beim Händler überwintern lässt, sollte ein paar Dinge berücksichtigen: Man sollte die Reifen am besten ohne Felgen lagern, den Reifendruck um 0,5 bar erhöhen und sie trocken, dunkel und nicht zu kalt unterstellen. Reifen sollen senkrecht stehen und nicht mit Fetten oder Ölen in Kontakt kommen. Eine Plastikhülle, wie sie Reifenhändler mitgeben, ist durchaus sinnvoll.
Bildnachweise
- Daimler AG
- Goodyear Presse
- Nokian Press
- POPGOMM
- Continental Presse
- Škoda Presse
- Pirelli Press