Städtereisen – Vielfalt für jeden Geschmack
„Das zählt ja zu den Vorzügen der großen Stadt. Es gibt immer hundert Dinge, worüber sich plaudern lässt.“ Diese Aussage stammt vom großen Schriftsteller Theodor Fontane, und er meinte Städte im Allgemeinen. Denn da, wo viele Menschen leben, ist auch viel los. Deshalb zieht es den urbanen Menschen im Urlaub und in der Freizeit oft in die Einsamkeit der Natur, also raus aus dem Trubel. Aber gerade nach den pandemischen Zeiten sehnt man sich auch wieder nach Bars, Kneipen, Museen, Stadien – nach all dem, was das Großstadtleben eben auch ausmacht. Städtereisen sind „in“. Also nix wie hin und die hundert Dinge aufstöbern, von denen Fontane sprach.



Bremen – Weser, Werft und Werder
Die Hansestadt an der Weser ist eigen. Nicht nur, weil in Kneipen immer noch inoffiziell das „Bremer Recht“ gilt: Wer im Lokal drei Mal laut vernehmlich, aber vergeblich um die Rechnung bittet, muss die Zeche nicht bezahlen. Drauf ankommen lassen sollte man es lieber nicht. In Acht nehmen sollte man sich nämlich am 6. Dezember, denn dann feiern die Bremer Kinder ihr Halloween – das „Sünnerklauslaufen“. Es empfiehlt sich dann, ausreichend Süßkram im Hause zu haben, sonst gibt es womöglich Saures. An anderen Tagen ist es aber in der Weser-Metropole richtig schön. Etwa, wenn der SV Werder Heimspiel hat, kann man ins Grünweißen Fahnenmeer eintauchen und am Fluss entlang zum Stadion laufen. Die Innenstadt lockt mit der Sögestraße und den bronzenen Schweinen oder mit der Böttcherstraße. Das ist eine eher typische Fußgängerzone.
Wer die Geschichte der Hansestadt erlaufen und dabei nette Lädchen entdecken will, muss auf jeden Fall durch die engen Gässchen des ältesten Viertels schlendern: Im „Schnoor“ darf man allerdings keine Klaustrophobie haben, wenn man die Häuser aus dem 14. Jahrhundert auf sich wirken lassen möchte. Die Stadt, die den Niedergang der Werften und des Automobilkonzerns Borgward überlebte, ist stolz auf ihre Historie – und auf ihre Pannekoek. Die kann man an der Schlachte auf besondere Weise genießen: Denn der Dreimaster „Admiral Nelson“ hat dort einen Daueranlegeplatz und versorgt an und unter Deck die Leckermäulchen.
Bremen-Fakten: 570.000 Einwohner, größter Fußballverein: SV Werder Bremen, nächster Rameder Montagepoint: Oldenburg/Wahnbek (Entfernung: 55 Kilometer)



Leipzig – Bach, Bullen und Prinzen
Leipzig ist die größte Stadt Sachsens – und sehr weltoffen. Denn die Metropole ist eine internationale Messestadt. Davon zeugt auch der Hauptbahnhof, der als größter Bahnhof Europas gilt. Ein kulturelles Zentrum ist Leipzig auch. Hier arbeitete Johann Sebastian Bach als Thomaskantor, etwas später starteten vier ehemalige Thomaner von Leipzig aus eine Riesenkarriere als „Die Prinzen“. Das fünfte Mitglied war allerdings „nur“ im Dresdner Kreuzchor aktiv. Die Stadt des ersten deutschen Fußballmeisters VfB Leipzig ist jung und modern. Das merkt man speziell in der Südvorstadt mit seinen herrlichen Kneipen – etwa dem nach dem Dichter Alexander Sergejewitsch Puschkin benannten „Café Puschkin“, in dem der Autor mit Vergnügen liest. Er schlendert auch gern über den Marktplatz. Dort kann man das nämlich Alte Rathaus bestaunen.
Auf dem Platz fand 1824 die letzte Hinrichtung statt, aber davon erzählt der Renaissance-Bau aus dem 16. Jahrhundert nicht. Er berichtet stattdessen von einer enormen Leistung, denn das Rathaus wurde in nur neun Monaten erstellt. Dass es auch der Ort ist, an dem Bach seinen Kantorenvertrag unterzeichnete, wird im Inneren erklärt. Leipzig liegt am Zusammenfluss von Weiße Elster, Pleiße und Parthe – wovon malerisch verwachsene Kanäle und Wanderwege zeugen. Den Humor der Einheimischen belegt zum Beispiel ein Fischereifachgeschäft im Stadtteil Schkeuditz. Es heißt „Angelsachse“. Von Schkeuditz aus ist es nicht weit bis zur ehemals größten Sportarena Deutschlands. Vom 1956 errichteten „Zentralstadion“ sind Teile erhalten und in die Architektur der „Red Bull Arena“ eingeflossen.
Leipzig-Fakten: 597.000 Einwohner, größter Fußballverein: RB Leipzig, nächster Rameder Montagepoint ist der MP im Leipziger Stadtteil Neulindenau. Die Entfernung zur Innenstadt beträgt zirka 4 bis 5 Kilometer.



Nürnberg – Reichsstadt mit „Club“
Im Mittelalter war Nürnberg eine der reichsten Städte Europas – „Nürnberger Tand geht durch alle Land“ hieß es damals. Vom frühen Glanz zeugt die Altstadt mit ihrer äußeren Stadtmauer und den markanten runden Türmen. Die bekamen Kinder in den 1960er und 70er Jahren am Weltspartag von der Sparkasse als Miniatur überreicht. Dorthinein steckte man dann das Kleingeld, mit dem man sich vielleicht Eintrittskarten für den 1. FC Nürnberg ersparte. Immerhin war der „Club“ bis zur Vorherrschaft des FC Bayern der deutsche Fußballrekordmeister. In den 1920er Jahren stellte man gemeinsam mit dem Lokalrivalen SpVgg Fürth sogar mal die komplette Nationalmannschaft. Man siegte gemeinsam, reiste aber in getrennten Eisenbahnwagen.
Die Stadt Albrecht Dürers und der ersten deutschen Eisenbahn wurde dann vom NS-Regime als Stätte der Reichsparteitags-Aufmärsche „auserkoren“. Das Areal kann man – mit Ausnahme des Goldenen Saales – besichtigen. Hier finden das „Norisring“-Rennen und „Rock im Park“ statt, und hier sind die Spielstädten des 1. FC Nürnberg, der Nürnberg Ice Tigers und des Handballbundesligisten HC Erlangen. In der Nähe, in der „Kongresshalle“, ist das informative Dokuzentrum, das die Stadtgeschichte im Dritten Reich aufgreift, untergebracht. Und in der Fürther Straße, im Saal 600 des Gerichtsgebäudes, wurden nach dem Krieg die „Nürnberger Prozesse“ geführt. Nürnberg hat viel Geschichte zu bieten, aber auch urbanen Lifestyle – etwa in der Weißgerbergasse mit ihren vielen Kneipen, am Dutzendteich, am Strand des Wöhrder Sees, im „Hirschen“ oder in der legendären „Blume von Hawaii“ mit ihren preisgekrönten Drinks.
Nürnberg-Fakten: 530.000 Einwohner, größter Fußballverein: 1. FC Nürnberg, nächster Rameder Montagepoint: Mittelfranken/Fürth. Die Entfernung beträgt 8 Kilometer.



Köln – Millionenstadt am Rhein
Köln ist die „kleinste“ Millionenstadt Deutschlands, liegt aber am größten Fluss. Der Rhein prägt das Gesicht der Stadt. Er ist tückisch bei Hochwasser, doch er sorgt auch für eine weitläufige Weltoffenheit der Bürger. Willy Millowitsch, der Nobelpreisträger Heinrich Böll und die Band BAP kommen von hier. Genauso wie der erste Kanzler der Bundesrepublik: Konrad Adenauer war zuvor – von 1917 bis 1933 – und kurz nach Kriegsende Oberbürgermeister der Metropole. Für den Köln-Neuling empfiehlt es sich, von der Innenstadt aus am Rhein entlangzulaufen und in der 1924 nach Plänen des Architekten Wilhelm Riphahn errichteten „Bastei“ einen leckeren Kuchen zu ordern. Die Bastei nimmt die Form des Raumschiffes Orion vorweg – und man hat einen wunderbaren Blick über den Fluss.
Den Rhein überquert man mit der Seilbahn, die über die Zoobrücke führt. Der Zoo selbst ist sehenswert, unter anderem wegen der Giftfrösche und – spinnen im Terrarium. Vom Zoo aus kann man durch das das Agnesviertel Richtung Innenstadt zurück schlendern und im legendären „Café Elefant“ einkehren. Weiter geht es durch den „Eigelstein“. Das Quartier bietet für Fans von „altem Kram“ einiges. Die Kneipen findet man am und um den „Ring“, den Dom auf der Platte. Das ist kein Wunder, denn wie heißt es so schön bei den Bläck Fööss? „Mer losse d’r Dom en Kölle“. Und der verharrt bis heute wie angewurzelt – in direkter Nachbarschaft des berühmten Wallraf-Richartz-Museum, des Hauptbahnhofs und der Hohenzollernbrücke. Man kann ihn auch vom Rheinauhafen in der Altstadt-Süd sehen.
Dort stehen die drei zwischen 2008 und 2010 gebauten, rund 60 Meter hohen „Kranhäuser“ und bilden einen Kontrast zum gotischen Gottestempel (157 Meter hoch). Der Dom und die 12 romanischen Kirchen sind Wahrzeichen Kölns, genau wie der „Effzeh“, der immerhin der erste Bundesligameister war und unter anderem Wolfgang Overath hervorbrachte. Der Fußballklub von Geißbock Hennes wird von den meisten Kölnern genauso kultisch verehrt wie der Karneval.
Köln-Fakten: 1.085.000 Einwohner, größter Fußballverein: 1. FC Köln, nächster Rameder Montagepoint: NRW/Haan (Entfernung: 45 Kilometer)
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