Sicherheitssysteme werden immer entwickelt – ABS und ESP
Sicherheitssysteme sind Alltag in der Auto-Entwicklung: Bereits 1936 reichte Bosch ein Patent für eine „Vorrichtung zum Verhüten des Festbremsens der Räder eines Kraftfahrzeuges“ ein. Doch die Technik setzte sich nicht durch, sie war anfällig und arbeitete zu langsam. Ab 1966 bot die britische Firma Jensen ihren Luxussportler FF mit einem Antiblockiersystem von Dunlop an. Alltag wurde das ABS erst ab 1978 und durch moderne Elektronik, sowie die Reduzierung der Bauteile: Das Bosch ABS ging, wenn auch zunächst nur als Sonderausstattung, bei Mercedes S-Klasse und 7er BMW in Serie. Damals wie heute ist die zentrale Komponente des ABS-Systems das Hydraulikaggregat: An jedem der vier Räder sitzt ein Raddrehzahlfühler, der die Drehgeschwindigkeit des Rades misst. Diese Information verarbeitet ein Steuergerät, um die Magnetventile korrekt steuern zu können. Droht ein Rad bei starkem Bremsen zu blockieren, reduziert das System den Bremsdruck an diesem Rad und stoppt das Blockieren. Auch das ESP, die Elektronische Stabilitätskontrolle, benötigt möglichst moderne Technik, denn ein Steuergerät ist auch hier zentraler Bestandteil des Systems. Das ESP arbeitet, ähnlich wie auch das ABS, mit Drehzahlsensoren an allen Rädern. Es verhindert ein Blockieren der Räder beim Bremsen, so dass die Lenkbarkeit des Autos erhalten bleibt. Auf diese Weise konnte die erste Generation der A-Klasse von Mercedes im zweiten Testanlauf doch den „Elchtest“ bestehen.
Diese Bremse mag keinen Auflauf
Die PKW-Systeme helfen, dass das Fahrzeug „auf Spur“ bleibt, also sich im Ernstfall noch lenken und kontrolliert abbremsen lässt. Die „klassische“ ESP-Sensorik im PKW versucht, einen schlingernden Anhänger mit radselektiven Bremseingriffen unter Kontrolle zu bringen. Mit anderen Worten: Gerät der Trailer ins Trudeln, hilft die Bord-Elektronik des PKWs kaum. Deshalb verfügen viele moderne Anhänger, speziell schwere Wohnwagen, über eine Auflaufbremse. Wird das Zugfahrzeug abgebremst, würde der Anhänger eigentlich auf das Auto auflaufen. Die Auflaufbremse nutzt die Massenträgheit des Trailers aus: Über die Anhängerkupplung wird die Kraft durch mechanische Hebel auf die Anhängerbremsen übertragen. Arbeitet die Auflaufbremse ordentlich, unterstützt sie so auch das ABS des Autos. Nickbewegungen und kleinere Schwingungen werden wiederum von der Antischlingerkupplung wirkungsvoll unterdrückt – und zwar durch die Betätigung eines Stabilisierungsgriffs.
Anti-Schleuder-Systeme speziell bei Wohnwagen und Anhänger-ESP
Besonders schwere Wohnwagen verfügen oft über eigene Fahrsicherheitsassistenten – und die arbeiten ähnlich wie das ESP im Auto: Gemessen werden die Beschleunigungskräfte, damit schon vor einem möglichen Schlingern gegengesteuert werden kann. Diese sogenannten Anti-Schleuder-Systeme erhöhen so die Fahrstabilität der Gespanne deutlich. Die Automobilindustrie hat zudem in einigen PKW-Modellen – etwa im BMW X1, im T-Modell der C-Klasse von Mercedes oder im Audi A4 Avant – ein Anhänger-ESP installiert. Das soll schlingernde Gespanne wieder in die Spur bringen. Dabei registrieren die Sensoren die Gierbewegungen um die Längsachse und leiten die vorprogrammierten Gegenmaßnahmen ein.
Autohersteller denkt den Anhänger mit
Gemeinsam mit Westfalia hat Audi den Trailer Towing Assistant, kurz TTA, entwickelt, der den Anhänger beim Rückwärtsfahren auf Kurs hält. Damit das funktioniert, kommt bei Audi erstmals ein Drehwinkelsensor im Kugelkopf der AHK zum Einsatz. Und der misst den Deichselknickwinkel. Westfalia erklärt, dass die Sensorik in der Lage sei, einen pendelnden Caravan wesentlich früher zu erkennen, und die Daten ans ESP weiterzuleiten. Das System wird derzeit nur bei Audi, etwa für A6 oder auch Q7/Q8 angeboten, aber es wird weiter verfeinert. Und dann, so Westfalia, soll es sukzessive auch bei vielen AHKs zum Einsatz kommen – und das wird demnächst auch die Kunden von Kupplung.de freuen. Voraussetzung wird dann modernes Bordequipment, etwa ein Display für Kameraunterstützung, sein.
Was soll der Anhängerassistent eigentlich machen?
Der Assistent soll dem Fahrer das Umdenken abnehmen. Denn man empfindet es als ungewöhnlich, dass man das Lenkrad beim Rückwärtsrangieren des Gespanns nach rechts einschlagen muss, wenn es sich nach links bewegen soll – und umgekehrt: Der Fahrer soll den Rückwärtsgang einlegen und den Assistenten dann per Knopfdruck aktivieren. Auf dem Display wird dann der Fahrwinkel angezeigt. Die Spiegeleinstellschalter fungieren als Joystick. Mit ihnen wird die gewünschte Fahrtrichtung des Gespanns eingestellt. Das Fahrzeug übernimmt die Lenkbefehle, und die Servolenkung sorgt für das automatische Ansteuern. Und der Mensch? Der Mensch denkt – und bedient Gas- und Bremspedal.
Sicherheit beginnt bei den Reifen
Bis man sich beim Rückwärtsfahren mit Gespann einfach entspannen kann, vergeht noch etwas Zeit – aber vermutlich nicht mehr so viel. Was aber jeder Anhängerfahrer immer im Blick haben sollte, sind Reifendruck und Profiltiefe. Den Druck misst man, wenn die Pneus noch kalt sind. Die Profiltiefe ist ein wesentlicher Indikator für den Zustand der Reifen. Der Gesetzgeber schreibt eine Profiltiefe von mindestens 1,6 Millimeter vor. Aber man sollte den Reifenwechsel schon bei einer Tiefe von weniger als vier Millimetern ins Auge fassen. Sicher ist sicher. Und wenn ein Anhängerreifen unterwegs platt ist? Dann helfen die Tipps vom Rameder-Magazin.
Bildnachweise
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